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Kommentar Steffen Honig zur Lage in der Ukraine: Flucht vor sich selbst

05.06.2015, 01:18

Die ukrainische Führung hofft auf ein starkes Unterstützungssignal vom G-7-Gipfel. Das wird sie wohl bekommen. Nur hilft das nicht viel. Genauso wie die Milliarden aus dem Westen, die bisher den Staatsbankrott abgewendet haben, lediglich eine vorübergehende Überlebenshilfe darstellen. Krieg, Wirtschaftskrise und Reformstau - diese Problemlast droht das Land zu erdrücken.

Die vom seit einem Jahr amtierenden Präsidenten Poroschenko forcierte Visa-Freiheit mit der EU ist gewiss ein Signal der Öffnung nach Europa. Die Ukraine versucht seit dem Umsturz fieberhaft, ihrem angestammten Kultur- und Wirtschaftsraum zu entkommen. Diese Flucht vor Geschichte und Geografie ist eine Flucht vor sich selbst. Schon weil kein Ende des vom Minsker Abkommen lediglich begrenzten Krieges in Sicht ist, bleibt Kiew nur der zähe Weg einer Verständigung mit den Separatisten wie mit dem Kreml. Sonst steht die Existenz des ukrainischen Staates weiterhin auf dem Spiel.