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Kommunikationschef Ramstetter legt Ämter nieder ADAC gibt Manipulationen bei Autopreis zu

Skandal beim ADAC: Der Autoclub räumt Manipulationen beim Preis "Gelber
Engel" ein. Vor wenigen Tagen hatte der Verein noch von Unterstellungen
gesprochen - und die Kritiker sogar verspottet.

20.01.2014, 01:23

München (dpa). Ausgerechnet bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen wurde getrickst - das musste der ADAC nun eingestehen. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in dieser Kategorie "geschönt" und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub am Sonntag in München mit. Michael Ramstetter, ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", habe die Manipulation eingeräumt. Er übernehme "die alleinige persönliche Verantwortung" und habe alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Wenige Tage zuvor hatte der Autoclub die Vorwürfe noch zurückgewiesen.

Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es beim ADAC. Der 60-Jährige habe bedauert, der Glaubwürdigkeit des Clubs Schaden zugefügt zu haben. Ramstetter selbst wollte sich nicht äußern.

Der Skandal wirft nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer. Wenn beim Gelben Engel gelogen worden sei, könne man das für andere Bereiche nicht ausschließen.

Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte weitere Klärung: "Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden." Die Vorgänge zeigten, dass "großen Verbänden manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten guttäte", sagte der Minister in München, der wegen der geplanten Einführung einer Pkw-Maut für Ausländer mit dem ADAC im Streit liegt.

Dem ADAC droht nun eine massive Vertrauenskrise. Der Automobilclub bemühte sich am Sonntag um Schadensbegrenzung. Bei der Wahl des Lieblingsautos sei nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die Rangfolge der Ergebnisse, wurde betont.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien beim Preis "Gelber Engel" berichtet. Es soll nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier habe dagegen als Ergebnis 34 299 Stimmen genannt. ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair hatte am Donnerstag noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden.

Nun erklärte der ADAC, nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Ramstetter hätten Geschäftsführung und Präsidium eine interne Prüfung angeordnet. Die anderen Kategorien beim Preis seien von den Vorgängen nicht betroffen, betonte der Autoclub. Er will Vertrauen zurückgewinnen und kündigte an, bis 2015 für die Abstimmung zum Lieblingsauto ein notariell überwachtes Verfahren zu entwickeln, das über jeden Zweifel erhaben sei.