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Bei Europas Währungshütern klingeln die Alarmglocken / Senkt Notenbank-Chef Draghi weiter den Leitzins? Niedrige Inflation setzt die EZB unter Druck

04.02.2014, 01:16

Frankfurt/Main (dpa) l Für Verbraucher ist es eine Freude, doch bei Europas Währungshütern klingeln die Alarmglocken: Die Inflation im Euroraum ist erneut gesunken, im Januar fiel sie auf 0,7 Prozent. Damit ist die Teuerung meilenweit entfernt von der Zielmarke der EZB, die mittelfristig eine Jahresteuerung von knapp zwei Prozent anstrebt. Und das, obwohl die Europäische Zentralbank den Leitzins erst im November auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt hat.

Der Zinsschritt als Reaktion auf den mickrigen Preisauftrieb ist also schon verpufft. "Wir sind weiterhin überzeugt, dass die Kerninflation mittelfristig deutlich niedriger ausfallen wird als derzeit von der EZB unterstellt. Daher dürfte die Notenbank letztlich noch einmal die Leitzinsen senken", sagt Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. Die Frage ist nur wann. Beobachter schließen nicht aus, dass die Notenbank schon bei ihrer Ratssitzung am Donnerstag handelt, als wahrscheinlicher gilt aber die März-Sitzung. Dann veröffentlichen die Währungshüter ihre neuesten Wachstums- und Inflationsprognosen. Bisher erwartet die EZB im laufenden Jahr eine Teuerung von 1,1 Prozent. Die Commerzbank glaubt, dass die Inflation im Februar und im März auf 0,6 Prozent fallen wird - den niedrigsten Stand seit Ende 2009. Danach werde sie aber wieder anziehen.

Dabei scheint klar: Wenn die Aussichten auf die Preisentwicklung nochmals nach unten korrigiert werden, dürfte die EZB die Geldpolitik weiter lockern. Das hatte EZB-Präsident Mario Draghi schon im Januar angedeutet. Dabei wissen die Notenbanker, dass der Preisauftrieb zum einen von sinkenden Energiepreisen gedämpft wird, zum anderen von Anpassungsprozessen in den Krisenländern, real in sinkenden Nominallöhnen.

Im Hintergrund steht die Gefahr einer Deflation - eine Spirale sinkender Preise quer durch die Warengruppen, bei der Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise in Käufer- und Investitionsstreik treten: Draghi hat die EZB mit der Ansage, sich entschieden gegen einen Preisverfall zu stemmen, unter Handlungsdruck gesetzt.