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Bio-Ölwerk Magdeburg investiert in Extraktionsanlage Für Wettbewerb mit den Großen der Branche gerüstet

Von Bettina Koch 15.01.2011, 04:27

Im Magdeburger Hansehafen wird das Bio-Ölwerk III gebaut. Die Fundamente für die Extraktionsanlage sind gegossen, in den vor- und nachgelagerten Bereichen ist der Hochbau fortgeschritten. Im Spätherbst sollen Gebäude und Anlagen komplett stehen und die Produktion hochgefahren werden. Mit der Investition sehen sich die Magdeburger Bio-Ölwerker für den Wettbewerb mit den Großen der Branche gerüstet.

Magdeburg. Auf die jährliche Verarbeitung von 700 000 Tonnen Rapssaat zu 280 000 Tonnen Öl ist die Extraktionsanlage ausgelegt. Während bei der Warmpressung (bei 112 Grad Celsius) noch acht Prozent Öl im Rapskuchen bleiben, sind es bei der Extraktion weniger als ein Prozent, erklärt Ronald Westphal, Geschäftsführer des Landwirtschaftsbetriebes Agro Bördegrün (Niederndodeleben), der neben dem Mehrheitseigner Prokon Gesellschafter des Bio-Ölwerks ist.

Im ersten Schritt wird der Raps vorgepresst – 25 Prozent des Öls werden als Kaltpressung gewonnen und eignen sich damit bestens, als Nahrungsmittel vermarktet zu werden. Deshalb passiert das Öl noch zusätzlich die Bleichung und Desodorierung, damit das Öl schön hell und von Gerüchen befreit wird, so wie es die Kundschaft will.

Der Großteil des Öls wird dem Raps im nächsten Schritt mit Hilfe eines Hexangemisches – wegen Explosivität unter extremen Sicherheitsvorkehrungen – abgeschieden. Mit diesem Öl soll die Produktion in Werk I und II gespeist werden, deren Kapazität bei zusammen 275 000 Tonnen Biodiesel liegt.

Mit der Extraktion werde die Ölgewinnung effektiver und damit kostengünstiger, sagte Westphal. Die Verarbeitung der Rapssaat (ohne die Kosten für den pflanzlichen Rohstoff) sinken von etwa 80 Euro auf 40 bis 50 Euro pro Tonne. "Damit sind wir wettbewerbsfähig gegenüber den Großen, die ständig unseren Weg kreuzen", sage Westphal schmunzelnd. Dass die Konkurrenz die Investitionen der Magdeburger mit Argusaugen verfolgt, nimmt der Gesellschafter als dickes Kompliment.

Ein Zukauf von Rapsöl wird künftig dank der neuen Anlage auch nicht mehr nötig sein. Im vergangenen Jahr haben die Magdeburger rund 150 000 Tonnen Raps verarbeitet und daraus fast 55 000 Tonnen Öl gewonnen sowie rund 75 000 Tonnen Öl eingekauft, um sie zu rund 130 000 Tonnen Biodiesel zu verestern.

Die geringe Auslastung des Werkes erklärte Westphal mit dem Abbau der Steuervorteile durch die Bundesregierung. Der nötige Preisvorteil für reinen Biodiesel an der Zapfsäule war damit weg und das Tanken des reinen Kraftstoffs vom Acker plötzlich nicht mehr lukrativ.

Angesichts der vor 2007 in Deutschland geschaffenen Kapazität von gut fünf Millionen Tonnen Biodiesel sei die derzeitige Beimischung von sieben Prozent Biodiesel zum fossilen Kraftstoff noch immer viel zu wenig für die Branche, monierte Westphal. Die Werke seien nicht ausgelastet und mindestens acht Produzenten seien ganz von der Bildfläche verschwunden.

72 Millionen Euro werden in das Werk II investiert. Insgesamt wächst das Investitionsvolumen für den Bio-Ölwerkstandort damit auf 138,5 Millionen Euro, inklusive der Förderung, mit der jede Ausbaustufe begleitet wurde. Mit der Extraktionsanlage soll der Produktionsstandort dann auch auf die schon für 2007 angepeilten 120 Mitarbeiter kommen. Diese Planung ist mit der Steueränderung nicht mehr zu halten gewesen und musste korrigiert werden.

Derzeit sind 75 Frauen und Männer am Standort beschäftigt. Im vergangenen Jahr haben sie 150 000 Tonnen Raps gepresst und neben der Produktion von 130 000 Tonnen Biodiesel 100 000 Tonnen Rapskuchen, inklusive Zukauf 20 000 Tonnen Pharmaglycerin und 1800 Tonnen technische Fette produziert.

Die technischen Fette würden von darauf spezialisierten Abnehmern rückverestert. In solchen Anlagen könne es dann auch zur Anreicherung von Dioxin kommen, erklärte Westphal, da dort beispielsweise auch Frittenöl recycelt werde, bei dem zuvor wesentlich höhere Temperaturen im Spiel waren als bei der Warmpressung von Raps. Bei dem Zweck entsprechender Verwendung sei das kein Problem. Es dürfe aber nicht durch kriminelle Machenschaften in die Nahrungskette gelangen.

Bei 112 Grad Celsius in der Warmpressung entstehe kein Dioxin, betonte Westphal. "Wir sind sauber." Die Futtermittel-Produkte aus dem Bio-Ölwerk werden dem QS-Futtermittel-Monitoring (Qualität und Sicherheit) entsprechend halbjährlich auf Dioxine, Furane und PCB (Polychlorierte Biphenyle) untersucht.