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CeBIT Weltgrößte Computermesse stellt sich Daten-Ängsten

10.03.2014, 01:35

Hannover (dpa) l Die IT-Industrie setzt zum Start der Computermesse CeBIT auf neue Geschäfte mit Rückenwind des NSA-Skandals. Der Datenschutz sei ein zentrales Thema für die Branche, betonte der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Dieter Kempf, am Sonntag in Hannover.

So geht etwa die Düsseldorfer Firma Secusmart mit der Technologie für sichere Sprachtelefonie eine Kooperation mit dem Telekom-Riesen Vodafone ein. Der Dienst "Secure Call" soll über eine App als Software-Lösung auf verschiedenen Smartphone-Plattformen laufen. Die Idee sei "ein Kanzler-Handy für alle", sagte Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle. Die Partner sehen zunächst vor allem Unternehmen als Zielgruppe.

Bitkom-Chef Kempf wandte sich gegen Aufrufe zum Rückzug aus dem digitalen Leben. "Das hieße, dass wir die Menschen blind in Staus fahren lassen und einen Rückgang bei der Qualität der medizinischen Versorgung in Kauf nehmen." In einer Bitkom-Umfrage erklärten 59 Prozent, der NSA-Skandal habe ihre Haltung zur Datenverarbeitung negativ beeinflusst. Der Anteil der Verbraucher, denen immer größer werdende Datenmengen Sorgen bereiten, stieg binnen eines Jahres von 50 auf 62 Prozent. Zugleich setzen immer mehr Unternehmen auf die als "Big Data" bekannte Auswertung großer Datenmengen. Laut einer Umfrage planen 31 Prozent der Firmen, solche Lösungen einzusetzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel machte sich vor Beginn der ab Montag laufenden CeBIT für einen gemeinsamen europäischen IT-Binnenmarkt bei striktem Datenschutz stark. Europa hinke den USA oder asiatischen Ländern hinterher. "Das heißt, wir müssen unsere Kräfte bündeln, um hier auch wirklich voranzukommen."

Die CeBIT richtet sich in diesem Jahr erstmals ausschließlich an professionelle Anwender. An den fünf Messetagen bis Freitag werden rund 230000 erwartet - so viele wie 2013. Damals kamen aber noch 43000 Privatbesucher dazu, weil die CeBIT sich auch als Publikumsmesse sah. "Die CeBIT ist die einzige Veranstaltung, die die gesamte Wertschöpfungskette der Branche abbildet", betonte Messe-Chef Oliver Frese.

Partnerland ist in diesem Jahr Großbritannien. Das birgt auch Konfliktstoff, weil der britische Geheimdienst GCHQ ein zentraler Partner des US-Abhördienstes NSA ist. Die IT-Industrie rechnet für dieses Jahr mit einem moderaten Wachstum. Der Umsatz in den Bereichen Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik werde um 1,7 Prozent auf 153,4 Milliarden Euro steigen, so der Branchenverband. In China wachse dieses Geschäft dagegen um 11,3 Prozent und in den USA um vier Prozent.

Erstmals seit 2008 kommen mit 55 Prozent wieder mehr als die Hälfte der rund 3400 erwarteten Aussteller aus dem Ausland. Größtes Ausstellerland neben Deutschland ist China mit 500 Betrieben, vor dem Partnerland Großbritannien (130).