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Zoll Markenpiraten entern die Kosmetikbranche

09.04.2014, 01:17

Düsseldorf (dpa) l Markenpiraten auf dem Vormarsch: Noch nie wurden in Deutschland nach Angaben des Kosmetikverbands VKE so viele gefälschte Kosmetikprodukte beschlagnahmt wie im vergangenen Jahr. Während im Jahr 2012 noch rund 600.000 gefälschte Düfte, Cremes und andere Artikel vom Zoll sichergestellt wurden, lag diese Zahl im vergangenen Jahr bei mehr als einer Million.

In keiner anderen Branche seien im vergangenen Jahr so viele gefälschte Produkte in die Hände der Fahnder gelangt, berichtete VKE-Geschäftsführer Martin Ruppmann am Dienstag in Düsseldorf. Die Kosmetikbranche habe damit erstmals den negativen Spitzenplatz übernommen. "Die Entwicklung ist äußerst besorgniserregend", sagte VKE-Präsident Stephan Seidel.

Vor allem im Hinblick auf Verpackung und Aufmachung würden die Fälschungen dabei immer besser, beklagte der Kosmetikverband. Bei den Inhaltsstoffen sei fast alles zu finden - bis hin zu Spuren von Blei oder auch Urin, berichtete Ruppmann.

Von Fälschern angebotene Sonnencreme ganz ohne Sonnenschutz habe etwa bei ahnungslosen Verbrauchern bereits zu Verbrennungen geführt. Bei dem ganz überwiegenden Teil der angebotenen Fälscherware handele es sich jedoch um Düfte. Für den Verbraucher seien die Fälschungen auf den ersten Blick oft nur schwer zu erkennen, berichtete Seidel. Vertrieben würden die Produkte in vielen Fällen übers Internet oder auch in den Urlaubsländern.

Die Gewinnspannen sind dabei nach Angaben des Verbands riesig: Gefälschte Düfte mit einem geschätzten Herstellungspreis von weniger als einem Euro würden zu einem Vielfachen angeboten. Zwischen der Einführung eines neuen Produkts und dem Erscheinen der Fälschung vergingen dabei oft nur wenige Monate. "Gefälscht werden vor allem die Bestseller", so Ruppmann.

Die Kosmetikindustrie beziffert den im vergangenen Jahr allein durch aufgedeckte Fälschungen angerichteten Schaden auf knapp 23 Millionen Euro. Die Höhe der Dunkelziffer wird auf mindestens 50 Prozent geschätzt.Mehr als die Hälfte der Fälschungen stammt dabei aus China, gefolgt von Hongkong und den USA.