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Landwirtschaft Spargelpreis soll nach Ostern sinken

Die Spargelernte läuft in Sachsen-Anhalt auf Hochtouren. Für Diskussion
sorgt die aktuelle Mindestlohndebatte. Die Frage, ob mehr Lohn für
Saisonarbeiter den Spargel 2015 verteuern würde, wird unterschiedlich
beantwortet.

Von Oliver Schlicht 17.04.2014, 03:19

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt wird in diesem Jahr auf weniger Fläche Spargel geerntet als in den vergangenen Jahren. "Das ist ein Trend, der sich bereits über Jahre fortsetzt, so auch in diesem Jahr", sagt Wolfgang Zahn, Bereichsleiter Landwirtschaft bei der Agrarmarketinggesellschaft von Sachsen-Anhalt (AMG). Zwischen 2004 und 2014 ging nach AMG-Angaben der Spargelanbau von 1400 Hektar auf aktuell rund 800 Hektar zurück.

Zurückgehender Spargelverkauf

Die Gründe sieht Zahn vor allem im zurückgehenden Verkauf durch den demografischen Wandel in der Gesellschaft: "Die Bevölkerungszahl geht insgesamt zurück. Und viele junge Leute wollen nicht frischen Spargel schälen, sondern machen stattdessen lieber ein Glas auf."

Im Großhandelsverkauf liege der Kilopreis für Spargel aktuell zwischen 3 und 4,50 Euro. Im regionalen Handel werde der Spargel zum Osterfest um sieben Euro pro Kilo kosten. Erst nach den Feiertagen werde sich der Spargel auf 5 bis 6 Euro pro Kilo verbilligen, glaubt der AMG-Experte.

In den Betrieben werde derzeit auch über die angedachte Einführung eines Mindestlohnes von 8,50 Euro im Jahr 2015 diskutiert. Nach Einschätzung von Wolfgang Zahn zahlen vor allem kleinere und mittlere Betriebe aktuell für osteuropäische Saisonkräfte Stundenlöhne, die zwischen drei und fünf Euro liegen. "Inbegriffen ist da häufig aber auch Kost und Unterkunft."

Spargelpreis würde mit Mindestlohn steigen

Eine Anhebung des Lohnes auf 8,50 Euro wäre für viele Betriebe existenzbedrohend. "Um weiter kostendeckend arbeiten zu können, müssten dann Spargelpreise von 10 bis 14 Euro pro Kilo selbst in der mittleren Saison genommen werden", glaubt Zahn. Da greife der Kunde eher zum Importspargel aus Südeuropa. Aus seiner Sicht verstärke diese Lohnentwicklung den Trend zu immer größeren Betrieben in Sachsen-Anhalt. "Betriebe mit kleinen Anbauflächen bekommen Probleme", so der AMG-Experte.

Gerhard Flügge, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Hohenseeden bei Genthin (Jerichower Land), sieht einer möglichen Einführung des Mindestlohnes etwas gelassener entgegen. "Wir pflegen eine stabile Beziehung zu unseren polnischen Erntehelfern. Und deren Bezahlung liegt im Schnitt deutlich über dem diskutierten Mindestlohn." Das Vergütungssystem der Genossenschaft beruhe auf dem Leistungsprinzip und beteilige die polnischen Arbeiter auch am Gesamtbetriebsergebnis.

Probleme für kleine Betriebe

Flügge: "Die Frage ist doch: Wie hoch ist der Anteil der Lohnkosten an den gesamten Sachkosten?" Je höher die Arbeitsproduktivität auch dank moderner Produktionsverfahren sei, um so niedriger sei der Anteil der Lohnkosten am Produktpreis. "Kleine Betriebe, die einen niedrigen Preis vor allem über die Lohnkosten erzielen, werden Probleme bekommen. Moderne Betriebe nicht", erläutert Gerhard Flügge.

In Hohenseeden werde, so der Vorsitzende, seit Jahren auf einer Fläche von etwa 150 Hektar Spargel angebaut. In diesem Jahr steht Grünspargel auf acht Hektar. 20 Hektar sind Neuanlagen.