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Konzernübernahme Hollande schaltet sich in Poker um Alstom ein

Siemens will schnell über ein mögliches Übernahmeangebot für den
französischen Konkurrenten Alstom entscheiden. Frankreichs Staatschef
bestellt die Konzernspitzen in den Élyséepalast. Hollande fürchtet um
Arbeitsplätze und wirtschaftliche Souveränität.

29.04.2014, 01:15

Paris (dpa) l Frankreichs Präsident François Hollande hat den Übernahmepoker um den heimischen Industriekonzern Alstom zur Chefsache gemacht. Der Staatschef bat am Montag die Spitzenmanager von Siemens und General Electric (GE) zu Gesprächen in den Élyséepalast. Beide Unternehmen hatten zuvor Interesse an Teilen des Herstellers von Energie- und Bahntechnik angemeldet. Siemens kündigte an, im Anschluss an das Treffen mit Hollande über ein konkretes Angebot für Alstom entscheiden zu wollen.

Siemens soll bereit sein, Geschäfte im Schienenverkehr, wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven, an Alstom abzugeben, wenn es im Gegenzug das Energietechnik-Geschäft der Franzosen übernehmen könnte. Nach einem rund einstündigen Treffen zwischen Hollande und GE-Chef Jeff Immelt hatte es am Montag zunächst keine Neuigkeiten gegeben. GE verstehe und schätze Hollandes Sichtweise und sei bereit, zusammenzuarbeiten.

Im Anschluss an die Gespräche mit Immelt und den Siemens-Vertretern wollte Hollande Martin Bouygues treffen. Der Chef des gleichnamigen französischen Konzerns ist als Alstom-Großaktionär maßgeblich an den Übernahmeverhandlungen beteiligt. Die Alstom-Führung will sich spätestens am Mittwoch zum weiteren Vorgehen äußern. Die Aktien des für seine TGV-Züge bekannten Unternehmens sollen bis dahin nicht gehandelt werden.

Der französische Staat kann sich in die Verhandlungen einmischen, weil er bei Übernahmen in strategisch wichtigen Industriebereichen eine Art Veto-Recht hat. Die Regierung unter Hollande sieht eine mögliche Übernahme durch GE kritisch, weil sie unter anderem die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren befürchtet. Paris hat stattdessen angedeutet, einen Geschäftsfeldertausch zwischen Siemens und Alstom zu bevorzugen.

Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin erklärte, eine solche Übernahme sei zuerst eine unternehmerische Entscheidung, sie böte aber große industriepolitische Chancen für Deutschland und Frankreich.

Hollande hatte bereits im Januar vorgeschlagen, eine deutsch-französische Allianz im Energiebereich zu schmieden. Als Vorbild für gelungene Zusammenarbeit nannte er den vor allem von Deutschland und Frankreich geschaffenen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus (früher EADS). In einem Brief bot Siemens-Chef Kaeser eine Arbeitsplatzgarantie für mindestens drei Jahre in Frankreich an. Der Wert der für Siemens interessanten Alstom-Geschäfte wird auf zehn bis elf Milliarden Euro beziffert. Es geht Siemens vor allem um die Kraftwerkssparte, die erneuerbaren Energien und die Energieübertragungstechnik von Alstom.