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Formel-1-Rennfahrer Felipe Massa "Ich verdanke Ihnen mein Leben"

Bevor die Formel 1 am Wochenende in Hockenheim zu Gast ist, schaut sie
kurz in Magdeburg vorbei - in Person von Fahrer Felipe Massa. Der
Weltstar plauderte bei Helmausstatter Schuberth mit der Belegschaft.

Von Oliver Schlicht 17.07.2014, 03:13

Magdeburg l Seine Landung in Cochstedt verzögerte sich um eine halbe Stunde - aber dann betrat gegen 16 Uhr Felipe Massa die Produktionshalle beim Helmproduzenten Schuberth in Magdeburg. Etwa 150 Beschäftigte feierten den Brasilianer mit Beifall und Gejohle. Der Rennfahrer war gerührt. "Ich komme heute auch zu Ihnen, um mich zu bedanken, weil Ihre Arbeit mein Leben gerettet hat", sagte der Sportsmann in Erinnerung an den Unfall 2009, als ihm eine 800 Gramm schwere Metallfeder bei 240 km/h auf den Helm geknallt ist.

Doch zunächst beantwortete er einige Fragen der Mitarbeiter. Hobbys? "Fußball." Heiterkeit machte sich breit. Ja, er habe die 7:1-Niederlage seiner Brasilianer leidvoll zu Hause verfolgt. "Aber am Sonntag werde ich den Großen Preis von Deutschland gewinnen und das Ergebnis wieder etwas ausgleichen", kündigte er an. Und er fährt gern privat Motorrad. Vielleicht auch bald beruflich? "Nein, vorerst bleibe ich bei der Formel 1. Es gibt derzeit keinen Grund über etwas anderes nachzudenken."

Aber einen Motorradhelm als Geschenk nahm Felipe Massa natürlich gern mit. Vor allem, weil ihm an den Montagebänken Schritt für Schritt beim Zusammenbau die Bestandteile erklärt wurden. Produktionsleiter Henry Döhr-sing führte den Gast auch ins Testlabor, wo Ingenieur Georg Büchner schwere Metallspitzen auf Testhelme fallen ließ.

Edel-Helme vor allem ein Marketing-Instrument

Für den Helm-Hersteller sind die Edelhelme aus dem Rennsport "vor allem ein Marketing-Instrument", sagt Unternehmenssprecher Marc-Thorsten Lenze. Unter den 1,3 bis 1,5 Millionen Helmen, die jährlich das Werk direkt an der Autobahn A2 verlassen, sind die High-Tech-Produkte die Exoten.

"Helme wie der, den Felipe Massa nutzt, werden speziell an die Bedürfnisse der Rennsportler angepasst. Aber wir haben auch einige Privatkunden, die solche Helme kaufen", erzählt er. Sogenannte "Gentleman-Driver". Häufig besitzen diese Männer privat ein Formel-1-Fahrzeug und möchten sich auch ausrüstungstechnisch professionell ausstatten. "Wir verkaufen jährlich etwa 100 bis 150 dieser Rennsport-Helme an Kunden weltweit." Stückpreis: um 5000 Euro.

Dafür bekommen die Kunden dann aber auch einen Helm, in dessen Inneren es selbst beim Autobrand nicht wärmer als 70 Grad Celsius wird (siehe Infografik). Nach dem spektakulären Unfall von Felipe Masse wurden die Formel-1-Helme von Schuberth noch einmal modifiziert. "Die Visieraufhängung wurde stabilisiert und der Stirnbereich verstärkt", erklärt Lenze. Massa hatte damals sogar kurz das Bewusstsein verloren. Dass der Brasilianer diesen, vom TV via Autokamera live übertragenen Schlag weitgehend unbeschadet überstand, macht die "Schuberthianer" bis heute stolz. "Ich kann mich an überhaupt nichts mehr erinnern", erzählt er kopfschüttelnd. Und fügt an: "Ich habe diesen Helm mit allen Spuren des Unfalls in einer Glasvitrine an einem besonderen Platz zu Hause in Monaco stehen."

300 Mitarbeiter sind bei Schuberth beschäftigt. 2013 betrug der Jahresumsatz 62 Millionen Euro. Das Kerngeschäft sind Motorradhelme - etwa 200000 Stück verlassen jährlich die Produktionshalle. Von der Stückzahl her sind es vor allem Helme für den Arbeitsschutz, die Feuerwehr und das Militär, die vom Montageband laufen.

Gestern wurden bei Schuberth vor allem zwei Dinge produziert: Handyfotos mit dem Formel-1-Star und Autogramme. Mitarbeiterin Viktoria Wolf hatte sogar ein von ihr gemaltes Ölgemälde eines Rennwagens zum Signieren mitgebracht. Auch sie bekam ein Autogramm - mitten auf das Bild. "Das ist jetzt bestimmt ganz wertvoll", freute sie sich.