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Handelsbeschränkungen gegen Russland Die Sorge vor Sanktionen wächst

25.07.2014, 01:14

Berlin (dpa) l In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge vor Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Seit dem mutmaßlichen Abschuss eines Passagierflugzeugs gilt der Ukraine-Konflikt neben dem Nahen Osten als derzeit wichtigstes geopolitisches Risiko. Fragen und Antworten:

1. Auf welche Sanktionen müssen sich Unternehmen einstellen?
Die EU diskutiert bislang über eine mögliche Einschränkung für Rüstungsausfuhren sowie für Exporte von Hochtechnologie für den Energiebereich. Offen ist, was damit genau gemeint ist. Außerdem sollen Möglichkeiten geprüft werden, den Zugang Russlands zu den EU-Finanzmärkten zu erschweren.

2. Was wären die Folgen?
Eingriffe in die Finanzierung würden die russische Wirtschaft querbeet treffen. "Die Abhängigkeit Russlands von externen ausländischen Finanzierungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen", schreiben die Volkswirte der Hypovereinsbank (HVB). Sollte die EU dem Beispiel der USA mit einem Verbot für die Finanzierung erster russischer Unternehmen folgen, werde dies zwangsläufig sehr schnell wirken - denn bislang hätten russische Firmen Finanzierungen in Dollar zumindest teilweise durch Finanzierungen in Euro ersetzen können.

3. Und wie sieht es mit Handelsbeschränkungen aus?
Von Handelsverboten beispielsweise bei Rüstung und Maschinen wären natürlich die Hersteller selbst betroffen. Schon jetzt berichten Maschinenbauer über Einbrüche, obwohl es noch gar keine konkreten Schritte gibt. "Die Russen würden uns die Maschinen ja gern abnehmen, aber es ist nicht sicher, ob sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung überhaupt noch nach Russland ausgeführt werden können", sagt der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Reinhold Festge. Einzelne Firmen berichten, russische Kunden sähen sich schon jetzt nach Alternativen zum Beispiel in Asien um. Die mittelständische Wirtschaft fürchtet, dass ein Embargo bei uns vor allem auf Klein- und Mittelbetriebe in den Branchen Maschinen- und Fahrzeugbau, elektronische Erzeugnisse, Pharma und Nahrungsmittel zurückschlagen würde.

4. Wie wichtig ist denn Russland insgesamt als Kunde der Deutschen?
Russland hat 2013 Waren für rund 36 Milliarden Euro in Deutschland gekauft. Das entspricht rund 3 Prozent aller Exporte. Damit steht das Land auf Platz 11 der wichtigsten Kunden, hinter Handelspartnern wie zum Beispiel Belgien, Polen, der Schweiz oder Österreich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes führen aber lediglich 10 Prozent aller Exporteure Waren nach Russland aus. "Für etwa 73 Prozent dieser Unternehmen machen die Exporte nach Russland maximal ein Viertel ihrer gesamten Exporte aus." Einzelne Firmen oder Branchen könnten deutlich heftiger getroffen werden als die Gesamtwirtschaft.

5. Dann droht also kein handfester Konjunktureinbruch?
Eher nicht. Sollte die ohnehin aktuell schwächelnde russische Wirtschaft weiter einbrechen, hätte das zwar auch negative Konsequenzen für Deutschland. Wegen des begrenzten Anteils der Exporte nach Russland wäre das für die deutsche Wirtschaft aber "wohl verschmerzbar".

6. Wie könnte Russland auf ein Embargo reagieren?
Auch das ist völlig unklar. Allerdings hätte Moskau genügend Mittel für einen Gegenschlag: Binnen eines Jahrzehnts hat es das Riesenreich von Platz 16 auf Platz 8 der weltweit größten Volkswirtschaften geschafft. Ein Großteil der Wirtschaftsmacht Russlands beruht auf Erdöl, Erdgas, Kohle sowie Metallen wie Nickel, Aluminium. Und genau hier könnte das Drohpotenzial liegen: "Nach rationalen Erwägungen würden sich die Russen stärker selbst schaden, wenn sie uns den Gashahn beginnen abzudrehen, weil sie von den Einnahmen daraus abhängig sind", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier.