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Agrar-Branche leidet unter Importverbot EU prüft Hilfen für Landwirte

11.08.2014, 01:26

Magdeburg/Berlin l Russlands Boykott von Agrarprodukten könnte auch den wichtigen Handelspartner Deutschland empfindlich treffen. EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos hat nun Landwirten und Firmen der Ernährungsindustrie Hilfen in Aussicht gestellt. Eine Arbeitsgruppe soll konkrete Folgen des abgeschotteten russischen Marktes prüfen. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) dämpfte aber am Sonntag Hoffnungen auf schnelle Geldzahlungen. Hilfsmaßnahmen müssten mit allen EU-Mitgliedsstaaten zunächst abgestimmt werden.

Nach Zahlen von 2013 führen die EU-Länder jährlich Agrarprodukte im Wert von 11,9 Milliarden Euro nach Russland aus. Von den jüngsten Einschränkungen betroffen sind Güter im Wert von 5,2 Milliarden Euro. In Sachsen-Anhalt könnten vor allem Fleischproduzenten auf ihren Lieferungen sitzenbleiben. Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums exportierten sie im vergangenen Jahr Fleisch- und Wurstwaren im Wert von 11 Millionen Euro nach Russland.

Preise in Deutschland könnten fallen

Thomas Lange von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (AMG) warnt auch vor indirekten Folgen, die der Handelskrieg mit Russland mit sich bringen könnte: "Wenn polnische Landwirte ihre Äpfel nicht mehr auf dem russischen Markt loswerden, könnten sie versuchen, ihre Lieferungen in Deutschland abzusetzen - die Folge wäre ein Preisverfall, der hiesige Landwirte trifft." Gleiches gelte für die Fleischindustrie. "Unsere Betriebe exportieren gar nicht so viel Fleisch nach Russland, aber der Preis für Schweine- und Geflügelfleisch könnte in Deutschland fallen, wenn das Angebot wegen des Boykotts plötzlich die Nachfrage übersteigt."

Unter dem Handelskrieg leiden auch der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Chemiebranche in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Magdeburg (IHK) gingen von Januar bis April 2014 die Ausfuhren nach Russland von 138 auf 120 Millionen Euro zurück.