Crowdfunding Wenig Geld von vielen

Junge Unternehmen sammeln über das Internet Geld von Privatinvestoren. Crowdfunding wird immer beliebter. Eine Firma aus Sachsen-Anhalt will so einen neuen Film finanzieren.

14.08.2014, 01:16

Magdeburg l Es hätte alles so einfach sein können. Vor zwei Jahren wollte sich Stephanie Brauer einen Kurzfilm über eine Crowdfunding-Plattform im Internet finanzieren lassen. Aber die 50000 Euro, die Brauer und ihre Produktionsfirma Salamander Productions aus Köthen als Finanzierungsziel angegeben hatten, waren der Crowd zu viel. Gerade einmal 25000 Euro waren nach ein paar Monaten zusammengekommen. Ziel verfehlt. "Wir haben viel gelernt und wissen, was wir anders machen müssen", sagt die 29-jährige Filmproduzentin.

Im kommenden Spätsommer sollen die Dreharbeiten für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm beginnen. Auch dafür will sie sich Geld von Unterstützern aus dem Internet besorgen. "Wir überlegen, die Summen aufzuteilen, also in Etappen zu sammeln", so Brauer. Denn schafft es ein Projekt nicht, das ausgegebene Finanzierungsziel zu erreichen, fließt das Geld zurück an die Spender.Das Prinzip, sich seine Ideen von der Masse bezahlen zu lassen, kommt aus den USA. Dort fand das erste Crowdfunding-Projekt 2007 statt. Längst hat sich das Finanzierungsmodell auch in Deutschland etabliert. Die hierzulande größte Crowdfunding-Plattform Startnext hat seit der Gründung 2010 fast 1900 Projekte finanziert. 12,7 Millionen Euro sind dabei eingesammelt worden. Deutschlands zweitgrößte Plattform VisionBakery aus Leipzig startete im Jahr 2011 mit 40 Projekten. "Mittlerweile finanzieren wir über unser Angebot fast 600 Aktionen pro Jahr", erklärt der Geschäftsführer Stephan Popp.

Das Modelabel Luxaa gehörte zu den ersten Kunden der VisionBakery. "Wir haben unseren ersten Modekatalog und die erste Modenschau damit finanziert", erklärt Gründerin Anja Schneemann. 3000 Euro von 50 Unterstützern hat die Firma aus Halle damals eingesammelt. "Ich hatte die Befürchtung, dass es nicht funktioniert", so Schneemann.

Nur wenige Projekte aus Sachsen-Anhalt

Als Gegenleistung für die Investitionen der Unterstützer gab es Stücke aus der aktuellen Kollektion. "Es war harte Arbeit, das Ziel zu erreichen", gibt die 32-Jährige zu. Entscheidend sei, sich ein Netzwerk aufzubauen. Auch Bekannte und Freunde wurden so zu Crowdfundern.

Um ein Projekt erfolgreich abzuschließen, ist Vorbereitung wichtig. Die großen Plattformen bieten gegen Gebühren Hilfestellung an. "Mit einem netten Text und einem Video ist es nicht getan", sagt Anna Theil, Geschäftsführerin von Startnext. Für einen erfolgreichen Crowdfund sind die ersten Tage der Aktion entscheidend. "Werden genügend Leute auf das Projekt aufmerksam, sind die Erfolgschancen groß", erklärt Theil. Das ist auch für die Plattformen von Vorteil. Denn bei jeder erfolgreichen Aktion verdienen sie mit. VisionBakery bekommt 11,9 Prozent der vorher festgelegten Summe. "Wird die nicht erreicht, bekommen alle Spender ihr Geld zurück," so VisionBakery-Chef Popp. Die Erfolgsquote der Projekte liegt plattformübergreifend bei etwa 50 Prozent.

Sachsen-Anhalt ist Crowdfunding-Neuland. Die größte Plattform Startnext zählt seit Gründung drei erfolgreiche Projekte aus Sachsen-Anhalt. Dem Wirtschaftsministerium sind fünf Projekte bekannt, so eine Sprecherin.

"Crowdfunding-Aktionen funktionieren in Ballungsräumen besser", erklärt David Blunck von Kreativmotor. Das Unternehmen aus Halle berät junge, kreative Menschen bei Unternehmensgründungen. "Wir empfehlen auch immer mal wieder Crowdfunding. Die Idee muss aber dazu passen", so Blunck. Entscheidend für den Erfolg sei die Kommunikation. "Die Leute erwarten eine Geschichte zu dem Projekt", erklärt der Projektmanager. Erfolgversprechend sind soziale Projekte und kreative Produkte. Die Unternehmen können so während der Aktion die Marktresonanz testen und weiter an der Idee feilen. Meinung