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Warenhauskette René Benko übernimmt Karstadt

Nicolas Berggruen wollte Karstadt aus der Krise führen, jetzt gibt er die traditionsreiche Kaufhauskette sanierungsreif wieder ab. Der Österreicher René Benko übernimmt den kompletten Konzern.

16.08.2014, 01:15

Düsseldorf (dpa) l Der einst als Karstadt-Retter gefeierte Nicolas Berggruen wirft das Handtuch und reicht die angeschlagene Warenhauskette an den Immobilieninvestor René Benko weiter. Schon Anfang kommender Woche soll der Österreicher die Kontrolle über die 83 Filialen übernehmen, wie Benkos Signa-Holding und die Berggruen Holdings mitteilten.

Auch die verbliebenen Anteile an den Karstadt-Premium-Kaufhäusern und Karstadt Sports gehen an Signa. Der Preis beträgt laut Berggruen Holdings einen Euro. Arbeitnehmervertreter hoffen, den neuen Eigentümer von ihren Sanierungsplänen zu überzeugen.

Berggruen war lange kritisiert worden, zu wenig Geld in eine Neuausrichtung von Karstadt zu investieren. Der Deutsch-Amerikaner, der Karstadt 2010 aus der Insolvenz übernommen hatte, will sich komplett aus dem Unternehmen zurückziehen. Der Finanzinvestor betonte, trotz aller Bemühungen sei es ihm nicht gelungen, Karstadt nach der Übernahme aus den roten Zahlen zu führen. "Wir machen daher den Weg frei für einen Neuanfang mit einem neuen Eigentümer", wurde Berggruen zitiert. Arbeitnehmervertreter hielten Berggruen zum Abschied Versäumnisse vor. "Nicolas Berggruen und seine Beauftragten sind an einer Rettung von Karstadt in den letzten Jahren willentlich gescheitert", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Der neue Eigentümer Signa hat nach Darstellung der Berggruen Holdings bislang bereits rund 200 Millionen Euro in Karstadt investiert und damit ein klares Bekenntnis zur Zukunft des Unternehmens abgelegt. Der Geschäftsführer der Signa Retail GmbH, Wolfram Keil, sagte, angesichts des bisherigen Engagements sei die komplette Übernahme der Karstadt Warenhaus GmbH in der aktuellen Lage die "logische Konsequenz". Das Bundeskartellamt muss dem Deal noch zustimmen.

Wichtigstes Ziel sei es jetzt, dass im Warenhauskonzern Ruhe einkehre und die nächsten Schritte einer tragfähigen Sanierungsstrategie zügig beraten, verabschiedet und umgesetzt würden. Karstadt müsse "raus aus den Medien und der zermürbenden öffentlichen Diskussion", erklärte Keil.

Die Bundesregierung forderte den neuen Karstadt-Eigentümer René Benko auf, dabei die Interessen der 17 000 Beschäftigten angemessen zu berücksichtigen. "Unser Appell an den neuen Investor kann im Moment nur sein, die Arbeitnehmerseite intensiv zu beteiligen", sagte ein Sprecher von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD).