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Branche fürchtet in Sachsen-Anhalt harten Wettbewerb Tagestourismus im Land geht zurück

Die Hotels und Pensionen in Sachsen-Anhalt steuern bei den
Übernachtungszahlen auf neue Rekorde zu. Weil die Bevölkerung schrumpft,
nimmt jedoch die Zahl der Tagestouristen ab.

25.09.2014, 01:07

Aschersleben l In Sachsen-Anhalt gibt es rund eine Million Tagesausflügler weniger als vor 20 Jahren. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer hervor, das Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) am Mittwoch in Aschersleben vorgestellt hat. Demnach gab es im Jahr 2013 rund 59 Millionen Tagesreisende im Land, 1993 waren es noch 60 Millionen.

Bei den Tagestouristen handelt es sich um Menschen, die zumeist in der näheren Umgebung wohnen und für einen Tag Freizeitziele und Sehenswürdigkeiten besuchen. Für Manfred Zeiner, Mitautor der Untersuchung, liegt der Grund für den rückläufigen Tagestourismus vor allem im Bevölkerungsrückgang. "Sachsen-Anhalt hat in der Vergangenheit Einwohner verloren und wird bis 2028 noch einmal ein Drittel einbüßen - das wirkt sich auf die Tourismus-Branche aus." Derzeit leben 2,2 Millionen Menschen im Land.

Starker Zuwachs nach der Hochwasser-Katastrophe

Positiver fällt hingegen die Entwicklung bei mehrtägigen Reisen aus. Sachsen-Anhalts Hotels und Pensionen verzeichneten im vergangenen Jahr 7,1 Millionen Übernachtungen. Das sind doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Im ersten Halbjahr 2014 stieg die Zahl der Übernachtungen um 5,3 Prozent. Der Zuwachs lag damit sogar über dem Bundesdurchschnitt von 3,4 Prozent. Er fiel aber wohl nur deshalb so stark aus, weil im Vorjahr viele Gäste ihre Reisen aufgrund des Hochwassers absagten. Immerhin: Auch die Zahl ausländischer Übernachtungsgäste stieg. Allein im ersten Halbjahr 2014 betrug hier der Zuwachs 12,7 Prozent.

"Ich hoffe, dass die nächste Jahrhundertflut auch erst in 100 Jahren kommt", sagte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring. Es sei wichtig, dass die Branche nun weiter an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeite, damit das Ziel von acht Millionen Übernachtungen im Jahr 2020 erreicht werden könne. Tourismus-Experte Manfred Zeiner erklärte, die Pensionen und Hotels im Land müssten ihr Online-Marketing ausbauen. So könnten sie noch mehr Gäste aus dem Ausland anlocken. Außerdem müssten sie ihren Gästen einen besseren Service bieten. "Wir haben Bewertungsportale im Internet untersucht und festgestellt, dass es bei der Servicequalität noch Luft nach oben gibt." Demnach liege der errechnete Index bei 79 von 100 möglichen Punkten.

Trend geht zu Themen-Hotels

Zeiner zufolge fehlen in Sachsen-Anhalt auch Themen-Hotels. "In Manchester in England haben zwei ehemalige Fußballprofis ein Fußball-Hotel gegründet - solche einfallsreichen Ideen würde ich mir auch für Sachsen-Anhalt wünschen."

Insgesamt hat sich die Tourismus-Branche in Sachsen-Anhalt zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. So stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in zehn Jahren von 19000 auf 21000. Die Betriebsstrukturen sind aber häufig klein. Im Durchschnitt haben die Unternehmen nur acht Mitarbeiter und machen einen Umsatz von 191000 Euro.

Wirtschaftsminister Möllring erklärte, die Regierung werde der Branche weiter Rückenwind geben, in dem sie Investitionen in Betrieben und in die Infrastruktur fördere. Neben den vielen kleinen Hotels brauche das Land aber auch große Häuser, damit auch internationale Kongresse mit mehr als 300 Teilnehmern ausgerichtet werden könnten. Meinung