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Streik-Pause Lokführer wollen wieder arbeiten

Tag zwei des Streiks der Lokführer: Auch am Sonntag fallen viele Züge im
Nah- und Fernverkehr aus. Die Gewerkschaft GDL gerät mit ihrer harten
Linie zunehmend in die Kritik. Immerhin verspricht ihr Chef, dass nun
sieben Tage weitergearbeitet wird.

20.10.2014, 05:49

Berlin/Magdeburg (dpa) l Nach dem chaotischen Streik-Wochenende bei der Deutschen Bahn können die Fahrgäste erst mal aufatmen. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kündigte eine siebentägige Streikpause ab Montag an. "Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen", sagte der GDL-Chef.

Am Sonntag sorgte ein Zeitungsbericht für zusätzlichen Unmut bei vielen Betroffenen. Könnte die GDL bei ihrer Urabstimmung zum Streik geschummelt haben? Die Gewerkschaft bestreitet das. "Nach der Arbeitskampfordnung und der Satzung der GDL ist die Urabstimmung rechtens und absolut wasserdicht", teilte ein Sprecher in Frankfurt mit. Demnach hatten sich 91 Prozent der abstimmenden Mitglieder für einen Arbeitskampf ausgesprochen.

Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, es bestünden Zweifel, ob wirklich die erforderliche Mehrheit zustande kam. Anstatt der notwendigen 75 Prozent Zustimmung hätten mutmaßlich nur knapp 74 Prozent für den Streik votiert. Dies hätten Berechnungen des Arbeitsrechtlers Manfred Löwisch ergeben.

Eine Bahn-Sprecherin forderte Klarheit: "Schon im ureigenen Interesse und dem ihrer Mitglieder muss die GDL das möglichst schnell und lückenlos aufklären."

Arbeitskampf wirkt sich aufs Betriebsklima aus

Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag abgelehnt. Danach sollten die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten bekommen. Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es, neben den Lokführern auch für das übrige Zugpersonal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Gespräche.

Die EVG kritisierte in einer Mitteilung, dass sich der Arbeitskampf zunehmend negativ auf das Betriebsklima auswirke. Außerdem sei es wichtig, dass die Führungsebene der Bahn an den Bahnhöfen mehr Präsenz zeige, um die Mitarbeiter zu unterstützen. Diese würden mit dem Frust und Ärger der Fahrgäste alleingelassen, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner.

Der Streik traf die Bahnkunden zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Am Wochenende begannen in sieben Bundesländern die Ferien, in zwei endeten sie. Rund 70 Prozent der Fernzüge fielen aus, auch im Regionalverkehr fuhren die Züge nur nach einem Ersatzfahrplan.

Auf den deutschen Straßen war nach Angaben des ADAC am Wochenende dennoch überraschend wenig los. Zuvor hatte der Automobilclub mit dichten Staus gerechnet. Die Reisenden stiegen vor allem auf Busse um - ausgerechnet die neue Konkurrenz der Fernbusse verzeichnete so ein äußerst erfolgreiches Wochenende.

Plätze in Zügen nach Halle und Uelzen bleiben frei

Auch die Menschen in Sachsen-Anhalt haben sich offenbar mit dem 50-stündigen Lokführerstreik arrangiert. An den Bahnhöfen bot sich am Sonntag, dem zweiten Tag des Ausstands, ein entspanntes Bild. Obwohl die Anzeigetafeln reihenweise Zugausfälle und Schienenersatzverkehr anzeigten, gab es keine größeren Mengen Wartender.

In den Zügen, die fuhren, waren noch Plätze frei - etwa in Regionalbahnen von Magdeburg nach Halle und Magdeburg nach Uelzen. In den Bahnhofshallen und auf den Bahnsteigen war viel Personal unterwegs, das die Reisenden informierte.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Bahn und GDL erneut auf, den Tarifkonflikt schnell zu entschärfen. "Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden", sagte er der "Bild am Sonntag". Die Bahn sei das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland mit Millionen Fahrgästen täglich. Tarifauseinandersetzungen wie Streiks seien ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, sagte Dobrindt. "Dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heißt auch die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten." Meinung