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Ölpreis fällt weiter Opec verschenkt 500 Milliarden Dollar

Nach der ergebnislosen Opec-Konferenz stürzt der Ölpreis noch weiter ab. Benzin und Heizöl sind so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Die meisten Experten sehen bei den Preisen kaum noch Luft nach unten.

29.11.2014, 01:00

Hamburg (dpa) l Ein Fass Öl der Nordsee-Sorte Brent kostete am Freitag kaum mehr als 70 Dollar und damit ungefähr so viel wie vor fünf Jahren. Der Chef des russischen Ölkonzerns Rosneft spricht schon von Ölpreisen von 60 Dollar. Der Ölmarkt ist von Tempo und Ausmaß des Preisverfalls nach der Opec-Konferenz überrascht - das Ölkartell erwies sich als zu schwach, um den Ölpreis in seinem Sinne zu manipulieren.

1. Was bedeutet der Ölpreisrückgang für die Abnehmerstaaten?
Große Einsparungen. Am meisten profitieren die EU, China und Indien. "Die Opec schenkt den Ölverbrauchern 500 Milliarden Dollar", sagt der Hamburger Ölexperte Steffen Bukold. Für Deutschland beträgt die Ölrechnung von Januar bis September in diesem Jahr 38,7 Milliarden Euro, das sind 2,7 Milliarden Euro weniger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres. Und der Preisrutsch beim Öl hat erst zur Jahresmitte eingesetzt. Davon profitieren Wirtschaft und Verbraucher.

2. Wird der Ölpreis noch weiter fallen?
Das weiß niemand, vorerst ist es möglich, aber es gibt auf längere Sicht einige Argumente dagegen. "Die globale Nachfrage nach Öl wächst zwar langsamer als erwartet, aber sie wächst", sagt Leon Leschus, Rohstoffexperte beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). Gleichzeitig wird bei einem Preisniveau von 70 Dollar je Barrel oder noch darunter die Förderung bei einigen Produktionsanlagen unwirtschaftlich. Deshalb könnten über kurz oder lang Anbieter aus dem Markt ausscheiden. Neue Investitionen in Ölförderung, zumal kreditfinanzierte, könnten sich bei einem niedrigen Ölpreis nicht mehr lohnen.

3. Gilt das auch für die Schieferöl-Förderung in den USA?
Die USA haben ihre Förderung in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet, zuletzt um 13,5 Prozent auf mehr als zehn Millionen Barrel pro Tag. In diesem oder dem nächsten Jahr könnten die USA Saudi-Arabien und Russland überholen und zum weltweit größten Ölproduzenten aufsteigen. Somit benötigen die USA weniger Importe; bei einem Verbrauch von 19 Millionen Barrel pro Tag sind sie allerdings auch noch weit davon entfernt, sich selbst mit Öl zu versorgen. Die Förderkosten von US-Schieferöl mittels Fracking sind regional und je nach Bohrloch unterschiedlich; die Angaben reichen von 40 bis 70 Dollar. Ein dauerhaft niedriger Ölpreis würde auch das Wachstum der US-Ölindustrie bremsen.

4. Ist der Ölpreis manipuliert von Staaten oder Konzernen?
Eher nicht. Dazu ist der Markt zu groß. Öl ist das größte Business der Welt und mit einem Marktanteil von knapp einem Drittel immer noch der wichtigste Energieträger. Jährlich werden mehr als 4,1 Billionen Tonnen Rohöl produziert und gehandelt; daran beteiligt sind Millionen von Menschen und Unternehmen auf allen Kontinenten. Riesenfirmen wie ExxonMobil, Shell oder BP kommen nur auf geringe Marktanteile - und der Versuch der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Einfluss auf den Preis zu nehmen, ist gerade gescheitert. Einen Einfluss haben allerdings die Finanzmärkte: Die Spekulation kann die Preisbewegungen nach oben oder unten verstärken.

5. Was haben die Verbraucher vom billigen Öl?
Sie müssen weniger bezahlen für Produkte, die aus Öl hergestellt werden, also vor allem Benzin, Diesel und Heizöl. So war zum Beispiel der Preis für 100 Liter Heizöl (beim Kauf von 3000 Litern, inkl. Mehrwertsteuer) am Freitag im bundesweiten Durchschnitt auf 67,50 Euro gefallen. Das sind 15 Euro weniger als noch im Sommer dieses Jahres und bedeutet eine Ersparnis von 450 Euro bei einer Tankfüllung. Ein Liter Benzin kostet um die 1,40 Euro, Diesel inzwischen klar unter 1,30 Euro je Liter.

6. Warum sind die Preise für Rohöl stärker gefallen als für Benzin?
Rohöl hat sich in Dollar um rund 37 Prozent verbilligt, der Benzinpreis um etwas mehr als zehn Prozent. Das sieht aus wie ein grobes Missverhältnis, ist aber erklärbar. Der Benzinpreis besteht aus einem festen und einem variablen Teil. Bei einem Verkaufspreis von 1,42 Euro je Liter entfallen weniger als 50 Cent auf den Einkauf des Produkts - nur dieser Teil schwankt. Das meiste, mehr als 88 Cent, sind Steuern und Abgaben. Dieser Teil schwankt nicht. Wenn sich nun der Einkauf um zehn Prozent verbilligt, sind das fünf Cent. Sinkt der Endpreis für den Kunden ebenfalls um fünf Cent von 1,42 auf 1,37 Euro, so sind das aber nur 3,5 Prozent. Nicht zehn. Zudem ist der Euro in den vergangenen Monaten schwächer geworden. Dadurch ist die Preissenkung beim Rohöl im Euroraum nicht voll angekommen.