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Rentenversicherung Viele Baustellen bei der Rente

Wenn die gesetzliche Rente nicht reicht, kann eine Betriebsrente helfen.
Doch hier gibt es große Lücken in Deutschland. Auch im neuen Jahr
bleibt die Rente der politische Dauerbrenner.

02.01.2015, 01:22

Berlin (dpa) l Wie sicher ist die Rente? Eigentlich scheint die Lage der gesetzlichen Rentenversicherung rosig zu sein - so rosig, dass zu Neujahr sinkende Beiträge möglich waren. Zur Jahresmitte sollen die Renten steigen. Doch die weiteren Aussichten bereiten Experten Sorge. Jetzt will die Koalition erstmal die Übergänge in die Rente flexibler machen und an der betrieblichen und privaten Altersvorsorge ansetzen.

Sicher ist: Am 1. Januar sank der Beitragssatz um 0,2 Punkte auf 18,7 Prozent. Grund ist die konjunkturbedingt hohe Reserve der Rentenkasse von mehr als 33 Milliarden Euro. Die gut 20 Millionen Rentner können sich 2015 zudem auf ein Rentenplus von ein bis zwei Prozent einstellen. Das bringt mehr Kaufkraft, die Inflation ist niedriger.

Stärkung der Betriebsrente gefordert

Doch so gut bleibt die Lage nicht. Was sind Grundprobleme und Perspektiven? Immer mehr Rentnern stehen in den kommenden Jahrzehnten wegen des Älterwerdens der Gesellschaft immer weniger Einzahler in die Rentenkasse gegenüber. Sozialverbände warnen: Etwa gering verdienende Erzieherinnen oder Pflegekräfte könnten vermehrt in die Grundsicherung abrutschen.

Arbeitgeber und Gewerkschaften fordern eine deutliche Stärkung der Betriebsrente in Deutschland. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangte, dass die betriebliche Altersvorsorge zum Regelfall wird. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer wandte sich gegen einen neuen gesetzlichen Zwang.

Nur rund 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben eine betriebliche Altersversorgung. 2015 will Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) Verbesserungen im Zuge der Umsetzung von EU-Recht auf den Weg bringen. Konkrete Pläne sind noch nicht bekannt.

Großer Abstand zwischen Arbeits- und Renteneinkommen

"Bei der Betriebsrente brauchen wir eine Verpflichtung", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. "Es gibt Branchen, da gibt es solche Betriebsrenten nicht, etwa im Catering und den personenbezogenen Dienstleistungen."

Kramer sagte: "Der Schlüssel für eine Verbreitung von Betriebsrenten sind bessere Rahmenbedingungen und nicht staatliche Zwangslösungen." Steuer- und beitragsfreie Einzahlungen in die betriebliche Altersvorsorge sollten in höherem Umfang möglich werden. "Bei den niedrigen Zinsen ist mehr finanzieller Aufwand erforderlich, um eine Alterssicherung aufbauen zu können."

Hoffmann forderte ein energischeres Vorgehen gegen Altersarmut. "Das Absicherungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung darf nicht unter 50 Prozent fallen." Hintergrund ist, dass dieser Abstand zwischen Arbeits- und Renteneinkommen absehbar wächst. Laut Gesetz soll das Rentenniveau bis 2030 nicht unter 43 Prozent fallen.

Riester-Rente erfüllt Erwartungen nicht

Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will 2015 noch einmal an alle drei Säulen ran: die gesetzliche, die betriebliche und die private Vorsorge. Pläne für die gesetzliche Rente: Eine Arbeitsgruppe zu flexibleren Renten-Übergängen hatte bis zum Jahresende Ergebnisse vorlegen wollen. Doch bei Schwarz-Rot gab es noch reichlich Dissens. Nun soll Ende Januar getagt werden. Klar scheint, dass ältere Arbeitnehmer künftig leichter in Teilrente gehen und mehr als bisher hinzuverdienen können sollen.

Nur knapp zwei von drei Beschäftigten haben eine betriebliche Altersversorgung. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen hinken hinterher. Forderungen aus der Koalition zielen unter anderem auf eine Verpflichtung der Arbeitgeber, dem Arbeitnehmer ein Angebot zu machen, einen Teil seines Einkommens steuer- und sozialabgabenfrei für das Alter zur Seite zu legen. Nahles will sich 2015 intensiv mit der zweiten Säule beschäftigen.

Die Riester-Rente erfüllt die Erwartungen nicht. Die Zahl der Verträge für die kapitalgedeckte Privat-Absicherung mit Staatsförderung stagniert. Und nur 6,4 Millionen Versicherte zahlen den vollen Satz von 4 Prozent des Bruttoeinkommens. Nur sie bekommen die volle Zulage. Dieses System will Nahles überprüfen.