Pop-up-Stores Verkauf im Container

Kurzzeitläden, sogenannte Pop-up-Stores, waren lange ein
Verkaufsinstrument noch unbekannter Designer. Inzwischen setzen auch
große Unternehmen auf temporäre Geschäfte. Aus gutem Grund.

Von Antonia Lange 05.01.2015, 01:11

Stuttgart (dpa) l Sie tauchen in Hotelzimmern auf, in Containern und sogar in großen Einkaufszentren: Die Rede ist von Pop-up-Stores, temporären Läden, die genauso schnell wieder verschwunden sind wie sie aus dem Boden sprießen. Was anfangs vor allem ein Verkaufskonzept für kleine und noch unbekannte Marken war, entdecken nun allerdings auch Großkonzerne und längst etablierte Marken für sich. Neben Autobauern wie Daimler gehören dazu Modekonzerne ebenso wie der Kosmetikhersteller Weleda. Die Frage ist nur: warum?

"Das Kaufverhalten wird beeinflusst, wenn die zeitliche Begrenzung an eine Produkt-exklusivität gekoppelt ist", erklärt ein Sprecher des Sportartikelherstellers Adidas. Der Konzern nutzt Kurzzeitläden auch, um spezielle Produkte zu vertreiben. Zur Fußball-WM war das etwa ein temporärer Laden mit den Outfits der Nationalelf in einem Berliner Shopping-Center. Derzeit hat der Hersteller einen Pop-up-Store in einer Art Einkaufszentrum aus Containern in Wien. Auch Hotelzimmer nutzte der Konzern schon als Kurzzeit-Verkaufsfläche.

"Die Vergänglichkeit ist natürlich ein ganz wichtiger Teil des Konzepts. Das beeinflusst die Art und Weise, wie die Kunden kaufen und sich Dinge anschauen", erklärt Handels- und Konsumgüterexperte Wolf Wagner vom Beratungsunternehmen Ernst Young. Unter Zeitdruck kaufen Besucher ihm zufolge 20 bis 30 Prozent mehr - und sind unter Umständen auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.

Markenerlebnis im Vordergrund

"Das Ziel ist es ganz klar, in Richtung `sexier und hipper` zu gehen", erklärt Wagner. "Häufig geht es auch darum, die Akzeptanz eines Produkts zu testen und herbeizuführen." Von der Dauer sind nach seiner Einschätzung bis zu drei Wochen Öffnungszeit ideal.

Das macht beispielsweise der Autobauer Daimler vor, der zur Markteinführung seiner Kompaktwagen A- und CLA-Klasse auf Pavillons in Großstädten setzte. "Mit Pop-up-Stores bewegen wir uns gezielt dorthin, wo sich potenzielle Kunden aufhalten", erklärt eine Sprecherin. So wolle man auch diejenigen Menschen ansprechen, die mit den Autos von Mercedes-Benz bisher nicht in Kontakt gekommen seien. Auf Stadtteilfesten in Hamburg war der Autobauer auch schon mit einem Pop-up-Store in Form eines Seecontainers vertreten.

"Im Autovertrieb spielen Pop-up-Stores eine immer wichtigere Rolle", sagt Handelsexperte Andreas Bauer vom Beratungsunternehmen Roland Berger. Seiner Einschätzung nach geht es dabei allerdings zu 80 Prozent um Marketing und lediglich zu 20 Prozent um Verkauf. Statt des Verkaufs stehe das Markenerlebnis im Vordergrund, erklärt Bauer. Das laufe oft über Produkte, die auf anderem Wege nicht zu bekommen seien.

Auf ein solches Konzept setzt auch der Naturkosmetik-Hersteller Weleda, der derzeit einen Pop-up-Store im Einkaufscenter "Bikini Berlin" betreibt. Neben dem klassischen Sortiment gibt es dort nach Angaben einer Sprecherin eigens für den Laden entwickelte Produkte - häufig ebenfalls mit begrenzter Verkaufszeit. Das Unternehmen sieht den Kurzzeitladen auch als Gelegenheit, eine junge und urbane Zielgruppe anzusprechen. Auch mit Blick auf die Finanzen seien temporäre Läden von Vorteil: "Durch den vergleichsweise kurzen Zeitraum sind die Kosten übersichtlich und gut planbar."