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Sachsen-Anhalts Ernährungswirtschaft kreativ Whisky-Wurst für die Grüne Woche

Die Lebensmittelbranche in Sachsen-Anhalt möchte bei der Grünen Woche mit ausgefallenen Produkten wie Dönersuppe und Whisky-Salami auf sich aufmerksam machen. Thema bei der Messe sind jedoch auch der Preisverfall mancher Produkte und die politischen Krisen.

15.01.2015, 01:11

Magdeburg l Reinhard Weber ist schon gespannt, was die Besucher der Grünen Woche zu seiner neuen Wurstkreation sagen. Der Geschäftsführer der Bördefleischwaren GmbH aus Hadmersleben präsentiert am Gemeinschaftsstand des Landkreises Börde eine Whisky-Salami. "Sie schmeckt etwas rauer und malziger", sagt Weber. Er ist einer von 82 Ausstellern aus Sachsen-Anhalt, die ab Freitag auf der Berliner Agrarmesse für ihre Produkte werben.

Es ist das dritte Mal, dass Weber seine Metzgerei auf der Messe präsentiert. "Wir können hier neue Kunden gewinnen und bekommen Rückmeldungen zu unseren Produkten", sagt er. Seine Whisky-Salami soll in diesem Jahr den Besuchern als "Highlight" in Erinnerung bleiben. Obwohl die Wurst mit echtem Whisky verarbeitet wird, enthält sie nach ihrer Reifung und Räucherung keinen Alkohol mehr, betont Weber. "Wir haben uns von einem Labor attestieren lassen, dass sie für Kinder und Alkoholkranke unbedenklich ist."

Auf neue Kunden hofft auch Steffen Hübner, der Erfinder der Dönersuppe. Im vergangenen Jahr konnte der Magdeburger immerhin schon die Handelskette Netto davon überzeugen, sein Dosengericht testweise bundesweit ins Sortiment aufzunehmen.

Halberstädter präsentiert pflanzlichen Brotaufstrich

Doch obwohl alle 8000 Suppen in zwei Wochen ausverkauft waren und seine Erfindung sogar im Fernsehen für Aufsehen sorgte, konnte er die Handelskette nicht als langfristigen Abnehmer gewinnen. "Ich hoffe, das weitere Großabnehmer bei der Messe auf mich aufmerksam werden", sagt Hübner.

Schon viele Jahre dabei ist die Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik. "Wir präsentieren erstmals neben unseren kamingeräucherten Würstchen auch drei vegetarische Brotaufstriche", kündigt Halberstädter-Geschäftsführerin Silke Erdmann-Nitsch an. Das Unternehmen will so auf den Trend reagieren, dass Verbraucher zunehmend pflanzliche Produkte verzehren. "In den 80er Jahren waren mehr als 80 Prozent der Produkte auf dem typischen Frühstückstisch Wurstwaren - mittlerweile beträgt ihr Anteil nur noch 50 Prozent", erklärt Erdmann-Nitsch. Halberstädter bekomme das über die Absatzzahlen der Wurstwaren zu spüren. Unter der neu geschaffenen Marke "Halvega" will das Unternehmen nun Brotaufstriche mit Paprika und Zucchini, Spinat und Kräutern sowie mit Curry und Papaya anbieten.

Russlandkrise trübt die Stimmung

Getrübt wird die Stimmung unter den Ausstellern in diesem Jahr unter anderem wegen der Russlandkrise. Lettland, in diesem Jahr das Partnerland der Grünen Woche, ist von den Sanktionen betroffen. "Wir hoffen, auf der Messe neue Kontakte zu knüpfen, um neue Märkte für lettische Erzeugnisse zu erschließen", so Agrarminister Janis Duklavs. 2013 gingen nach Angaben von Eurostat fast 10 Prozent aller lettischen Nahrungsmittelexporte nach Russland. "Wir haben größere Probleme als viele andere Mitgliedsstaaten der EU", betont Duklavs.

Aber auch deutsche Produzenten leiden unter den Handelsschranken, betont Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Neben den Sanktionen würden die guten Ernten des vergangenen Jahres die Preise weiter drücken.

Davor warnt auch Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Wir hatten drei relativ gute Jahre." Jetzt stehe die Grüne Woche unter einem anderen Stern mit Blick auf sinkende Preise für Schweinefleisch, Ferkel, Milch, Getreide und Obst. Immerhin: Trotz der Krise beteiligen sich auch Aussteller aus Russland an der Agrar-Schau, betont Messechef Christian Göke.