Stabile Netze für erneuerbare Energien Magdeburg unter Spannung

Sachsen-Anhalt gilt als Vorreiter des deutschen Vorzeigeprojekts Energiewende. Windkraft- oder Solaranlagen können Strom aber nur erzeugen, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Forscher in Magdeburg arbeiten deshalb an Lösungen, um trotzdem immer Strom zu haben.

13.02.2015, 01:23

Magdeburg l Die Stromversorgung in der alten Welt war vorhersehbar. Kraftwerke produzierten Strom für die Industrie und private Haushalte. Schwankungen wurden durch Gaskraftwerke ausgeglichen. Nach der Energiewende wird das anders sein. Viele kleine, dezentrale Stromerzeuger, deren Produktion je nach Wetterlage schwankt, speisen ihren Strom in das Netz ein.

Um weiterhin eine stabile Stromversorgung sicherzustellen, tüfteln Forscher an Speichertechnologien, aber auch an Konzepten, um kurzfristig auf Schwankungen im Stromnetz reagieren zu können. Am Magdeburger Fraunhofer Institut erforschen Wissenschaftler, wie regionale Stromnetze besser mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien umgehen können. Am Donnerstag schalteten die Forscher eine Biogasanlage zum Stromnetz hinzu. Dadurch könnten Schwankungen ausgeglichen werden. "Das Stromnetz kann so stabil und verlässlich gehalten werden. Die Anlagen können sich intelligent verhalten und einen Beitrag für das Netz leisten, an das sie angeschlossen sind", sagte Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer Institut.

Das Projekt "REStabil" wurde vom Landwirtschaftsministerium mit rund einer Million Euro gefördert, finanziert aus EFRE-Mitteln. "Wir brauchen neben dem Netzausbau neue Konzepte, wie erneuerbare Energien sinnvoll zu nutzen sind. Dezentrale Energiesysteme können einen Beitrag dazu leisten", sagte Minister Herrmann Onko Aeikens (CDU).

Sachsen-Anhalt exportiert seit 2007 Strom, weil das Land mehr Energie erzeugt als es benötigt. 41 Prozent des Stroms kommen aus regenerativen Energien. Vor allem Windkraftanlagen dominieren: 2014 waren 4,3 Gigawatt an Windleistung verteilt auf 2600 Anlagen installiert. Analog zum Ausbau der erneuerbaren Energie nimmt der Bedarf an Speichern zu.

Nach einer Studie zu Stromspeichern in Sachsen-Anhalt, die das Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, drängt die Zeit hierbei aber nicht. Bis 2030 bestehe demnach "kein grundlegender Speicherbedarf". Künftig seien sie aber eine Option. Deswegen müsse weiter in die Erforschung von Speichertechnologien investiert werden, so die Studie (siehe Infokasten).

"In den vergangenen Jahren haben sich die Annahmen bezüglich Speichertechnologien stetig verändert. Wir werden bei der Förderung von Forschungsprojekten deshalb nicht nur auf eine Technologie setzen," sagte Staatssekretärin Tamara Zieschang (CDU). Gleichzeitig stellte sie klar, wie wichtig der Ausbau der Stromnetze für das Land sei. "Wir streben keine Insellösung für Sachsen-Anhalt an. Als Stromexporteur sind wir auf ein funktionierendes Stromnetz angewiesen", so Zieschang. Der Bau der Gleichstromleitung nach Bayern sei deshalb alternativlos.