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Karstadt-Schließung Ein harter Schlag für Dessau

Die angeschlagene Warenhauskette Karstadt schließt fünf weitere Filialen, darunter den Standort Dessau. Das Magdeburger Kaufhaus bleibt vorerst bestehen - weil in der Landeshauptstadt mehr investiert und eingekauft wird.

Von Matthias Stoffregen und Rainer Schweingel 13.05.2015, 01:19

Magdeburg l Der Karstadt-Aufsichtsrat hat am Dienstag die Schließung von fünf weiteren Filialen verkündet. Das Unternehmen wird demnach nur noch 76 Häuser betreiben. Neben Dessau stehen die Standorte in Recklinghausen, Bottrop, Neumünster und Mönchengladbach-Rheydt vor dem Aus, insgesamt müssen 540 Beschäftigte um ihre Jobs bangen. Der Aufsichtsrat begründete die Entscheidung damit, dass die Umsatz- und Ergebnisentwicklung dieser Standorte seit Jahren negativ sei und dadurch die Gesundung des Gesamtunternehmens beeinträchtigt werde.

Ein harter Schlag für Dessau: "Die Schließung wird die Einkaufsattraktivität der Stadt erheblich schmälern", sagte Manfred Piotrowsky von der Dessauer Industrie- und Handelskammer (IHK). Oberbürgermeister Peter Kuras erklärte, "dass diese große Lücke nicht einfach zu schließen sein wird". Er wolle sich gemeinsam mit den Kammern und Bundesagentur für Arbeit darum bemühen, den verbliebenen 80 Karstadt-Mitarbeitern alternative Berufsperspektiven zu bieten. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Kaufhauskette Jobs in Dessau abgebaut, Karstadt zählte dort mal 200 Mitarbeiter.

Das Unternehmen begründete seinen Rückzug im weiteren damit, dass in den jeweiligen Städten zuletzt die Bevölkerung und die Kaufkraft zurückgegangen sei, die Kommunen außerdem zu wenig für die Attraktivität der Einkaufsmeilen tun würden. Diese Kritik wies Peter Kuras für Dessau jedoch zurück. Die Stadt habe in die Aufwertung der Einkaufszone investiert. Der Karstadt-Aufsichtsrat wird allerdings von seiner Entscheidung wohl nicht mehr abrücken, Ende März 2016 soll die Dessauer Filiale schließen.

Vorerst weiter bestehen bleibt dagegen der Karstadt-Standort in Magdeburg. Offiziell wollte sich die Handelskette zwar nicht äußern, aber dem Vernehmen nach verzeichnet die Filiale, die derzeit rund 150 Mitarbeiter beschäftigt, akzeptable Umsätze. "Karstadt ist in Magdeburg nach wie vor populär und hat eine Magnetwirkung", so Arno Frommhagen, Sprecher der Interessengemeinschaft Innenstadt. "Das sieht man auch daran, dass viele umliegende Einzelhändler ihre Öffnungszeiten nach Karstadt ausrichten."

Ein Plus für den Standort ist auch der Abriss des benachbarten Blauen Bocks. Die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) wollen auf dem Grundstück der Bauruine ein neues Geschäftshaus errichten lassen. Der Neubau soll künftig nicht nur Platz für die SWM-Firmenzentrale, sondern auch für Einzelhandelsgeschäfte bieten. "Da tun sich weitere Chancen für die Zukunft auf", meint Arno Frommhagen. Die Attraktivität Magdeburgs als Einkaufsstadt könnte durch mehr Angebote steigen.

Seit Jahren lässt sich beobachten, dass die Verbraucher vorwiegend in Ballungszentren einkaufen, der Handel in ländlichen Gebieten hat oft das Nachsehen. Allerdings ist auch der Wettbewerb in den Zentren hart. Karstadt musste 2009 auch deshalb Insolvenz anmelden, weil die Kunden heutzutage lieber von einem kleinen Laden zum anderen schlendern und große, mehretagige Kaufhäuser meiden. Nicht zuletzt gingen die Umsätze bei Ketten wie Karstadt zurück, weil immer mehr Menschen Waren bei Anbietern im Internet einkaufen.