ADAC Reformen für Vertrauen

Vor einem Jahr stürzten Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" den ADAC in eine tiefe Krise. Die ist noch nicht völlig bewältigt. Der Mitgliederschwund in Sachsen-Anhalt hält an. Etwa 7500 Beitragszahler haben den Regionalclub im vergangenen Jahr verlassen.

28.05.2015, 01:27

Magdeburg l Dieser Trend sei in Sachsen-Anhalt noch nicht gestoppt, sagte der Vorsitzende des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Ulrich Krämer, am Dienstagabend in Magdeburg. Bis Ende April hätten in diesem Jahr etwa 800 Mitglieder dem Verein den Rücken gekehrt, bestätigte Krämer. Damit hat der Automobilclub in Sachsen-Anhalt derzeit rund 450.000 Mitglieder.

Für Krämer, der seit März des vergangenen Jahres Vorsitzender des Landesverbandes ist, begann mit den Austritten ein Umdenken im Kopf. Erstmals konnte der Verein angesichts vieler Kündigungen unter dem Strich nicht wachsen. In den Jahren zuvor hatte der ADAC in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt stetig Eintritte von bis zu 15.000 Mitgliedern pro Jahr zu verzeichnen.

ADAC will Gemeinnützigkeit bündeln

"Das tut schon weh. Wir haben bei unseren Mitgliedern in Sachsen-Anhalt viel Vertrauen verloren", sagte Krämer. In den neuen Bundesländern sei die Austrittswelle enorm gewesen. Das liege auch an der Struktur, so Krämer. "In Niedersachsen haben wir proportional wesentlich mehr Ortsclubs, insgesamt rund 130, in Sachsen-Anhalt sind es lediglich sieben. In solchen regionalen Basen ist das Dazugehörigkeitsgefühl deutlich ausgeprägter."

Bundesweit war der ADAC angesichts von Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" Anfang vergangenen Jahres tief in die Krise gerutscht und sah sich vielen Vorwürfen gegenüber. Der Regionalclub Niedersachsen/Sachsen-Anhalt geriet bereits 2013 in die Schlagzeilen: Eine später entlassene Mitarbeiterin warf der Geschäftsführung vor, Mails und Computer von Arbeitnehmervertretern auszuspähen. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte Ermittlungen eingeleitet, diese aber nach einiger Zeit eingestellt.

Nach der Krise will der Automobilclub durch Reformen das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. In der Zentrale in München wird mit externen Experten an der Neustrukturierung gearbeitet. Künftig soll der ADAC seine Arbeit mit einem Drei-Säulen-Modell fortführen. Die erste Säule ist die Vereinstätigkeit, in der etwa die Pannenhilfe und der Motorsport untergebracht werden. Die zweite Säule ist eine Aktiengesellschaft, die wirtschaftliche Aktivitäten verantwortet. Die dritte Säule wird eine Stiftung, in welcher der ADAC seine gemeinnützigen Aktivitäten bündeln will.

Neues Regelwerk für ADAC-Mitwirkende

Der Club will dabei auch die Rolle seiner Beitragszahler neu definieren. Es sei geplant, die Satzung anzupassen, um so die Mitglieder mehr einbinden zu können, ergänzte eine Sprecherin. "Wir wollen mit unseren Mitgliedern in Kontakt treten und hoffen, so vieles reparieren zu können", sagte Krämer.

Der ADAC räumt auf und schafft neue Strukturen. Bei der täglichen Arbeit soll hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern auch ein umfangreiches Regelwerk helfen, in dem Verhaltensstandards festgelegt sein werden. Das Regelwerk soll ständig auch von den ADAC-Mitgliedern überprüft werden können. Fast 20 Millionen Bundesbürger sind in der weltweit größten Automobilorganisation versammelt. Für den Neuanfang bedeutet dieser Vertrauensvorschuss Chance und Risiko zugleich.