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Benzinpreise Opec lässt den Ölhahn weiter offen

Die hohen Ölpreise haben von 2007 bis 2014 die Kassen der Opec-Länder
geflutet. Das ist seit einigen Monaten ganz anders. Doch Priorität hat
für Saudi-Arabien Co. nicht der Preis, sondern die Strategie.

Von Matthias Röder 06.06.2015, 01:27

Wien (dpa) l "Wir kriegen nicht mehr 100 Dollar." Das ist eine der wichtigen Botschaften von Opec-Generalsekretär Abdullah Salem El-Badri am Freitag nach der halbjährlichen Sitzung des Ölkartells in Wien. "Wir müssen uns den neuen Realitäten anpassen", fügt er an die Adresse der zwölf Mitgliedsländer hinzu. Nicht wenige von ihnen wollen und brauchen Preise um die 75 Dollar (67,70 Euro) oder mehr pro Barrel (159 Liter), um die Produktionskosten zu stemmen und ihre Volkswirtschaften zu beleben. Das superreiche Saudi-Arabien gehört definitiv nicht dazu - und drückt erneut eine Strategie durch, die auf Marktanteile statt auf höhere Preise setzt.

Trotz eines Überangebots an Öl auf dem Weltmarkt und aktuellen Preisen von "nur" 60 Dollar beschließt die Opec eine Fortsetzung der Förderpolitik. Soll heißen: 30 Millionen Barrel "Schwarzes Gold" werden weiterhin aus Opec-Lagerstätten jeden Tag geliefert, damit die Weltwirtschaft läuft wie geschmiert. In Wirklichkeit, davon gehen Experten aus, sind es sogar 31 Millionen Barrel. Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris hat für 2015 einen durchschnittlichen Bedarf an Opec-Öl von rund 29 Millionen Barrel pro Tag errechnet.

Das sind keine günstigen Nachrichten für die Schieferöl-Produzenten in den USA und Kanada - und die sind auch das Ziel der aktuellen Opec-Strategie. Ohne die Konkurrenz direkt beim Namen zu nennen, sagt Katars Ölminister Mohammed bin Saleh Al Sada: "Wir reagieren auf den Markt so, dass wir unseren Marktanteil nicht an weniger effiziente Produzenten verlieren."

Schieferöl-Bohrung in USA zurückgefahren

So wiesen Analysten schon im Vorfeld der Sitzung auf den erheblichen Dämpfer fürs Schieferöl durch die Preise hin. Die neuen Bohr-Aktivitäten in Nordamerika waren zuletzt auf den niedrigsten Stand seit August 2010 gefallen. Allerdings gibt es eine große Bandbreite an Kosten. "Manche Produzenten können mit 35 Dollar leben, andere brauchen 70 bis 80 Dollar", sagt Ehsan Ul-Haq, Analyst beim britischen Energieberatungsunternehmen KBC. Auf längere Sicht sei ohnehin wieder mit einer Ausweitung der Schieferöl-Produktion zu rechnen. Das Produktions-Plus in Amerika sei nur verlangsamt.

Auch wenn der Ölpreis nach der Opec-Entscheidung zunächst unter Druck geriet, deuten einige Faktoren tatsächlich auf gewisse Preiserholung. Die Nachfrage ist gut. Der erneute Rückgang der US-Rohölvorräte bestätige eine robuste US-Nachfrage, schreibt die Commerzbank in einer Analyse. Obendrein ist die Entwicklung der Weltwirtschaft recht günstig. Europa sei sogar besser unterwegs als erwartet, stellt die Opec zufrieden fest.

Wichtig für die Autofahrer: Es hat den Anschein, dass Benzin mittelfristig nicht viel teurer werden wird. Denn: "Einem deutlichen Preisanstieg über 65 US-Dollar je Barrel hinaus steht aber das beträchtliche Überangebot entgegen", ist sich die Commerzbank sicher.