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Prognose: Vorkrisenniveau in der sachsen-anhaltischen Metall- und Elektroindustrie nächstes Jahr erreicht Metall-Arbeitgeber: "2011 ist noch ein Jahr des Aufholens"

Von Torsten Scheer 15.02.2011, 04:33

Die Metall-Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt gehen davon aus, dass die Branche das Vorkrisenniveau im nächsten Jahr wieder erreichen kann. "2011 ist noch ein Jahr des Aufholens", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen-Anhalt (VME), Matthias Menger, im Volksstimme-Gespräch.

Magdeburg. Obwohl in der sachsen-anhaltischen Metall- und Elektroindustrie im vergangenen Jahr der Gesamtumsatz um 21 Prozent und die Exporte um 34 Prozent deutlich gestiegen sind, hat die Branche noch nicht ihre Leistungskraft des Jahres 2008 erreicht.

"Ich gehe davon aus, dass dies erst im nächsten Jahr der Fall sein wird", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen-Anhalt (VME), Matthias Menger, im Volksstimme-Gespräch. Habe die Metall-Elektroindustrie in Sachsen-Anhalt im Vorkrisenjahr 2008 einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro ausgewiesen, seien es im vergangenen Jahr neun Milliarden Euro gewesen. "Da fehlen also noch zehn Prozent", sagte Menger.

Nichtsdestotrotz befinde sich die Branche in einer "stabilen Erholungsphase", die hauptsächlich vom Exportgeschäft und hier vor allem durch die steigende Investitionsgüternachfrage aus China bestimmt werde. Vor allem die Autozulieferer seien wieder im Aufwind, auch der Maschinenbau konsolidiere sich. Dies mache sich besonders positiv auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, konstatierte Menger. Sei etwa die Beschäftigung in der hiesigen Metall- und Elektroindustrie im Jahr 2009 und bis ins erste Quartal des vergangenen Jahres hinein kontinuierlich zurückgegangen, seien danach wieder neue Arbeitsplätze entstanden. So sei die Zahl der Beschäftigten in der sachsen-anhaltischen Metall- und Elektroindustrie um 1500 auf nunmehr rund 45000 gestiegen.

"Der Aufschwung ist aber kein Selbstläufer", warnte Menger. Neben Risiken, die aus den weltkonjunkturellen Unsicherheiten oder den Auswirkungen der hohen Staatenverschuldung im Euro-Raum herrühren würden, seien die Unternehmen mit stetig steigenden Material- und Energiepreisen konfrontiert. Industriestrom in Sachsen-Anhalt sei beispielsweise um zehn Prozentpunkte teurer als in den westdeutschen Ländern. "Das trifft unsere energieintensiven Unternehmen wie Gießereien und Walzwerke sehr hart", hielt Menger fest.

Im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Debatte zur geplanten Hartz-IV-Reform und der Frage der Zeitarbeit warnen die Metallarbeitgeber vor einer "übereilten und undifferenzierten Angleichung der Entgelte an jene der Stammkräfte" des sogenannten Equal Pay. "Damit wird den Unternehmen ein für die Wettbewerbsfähigkeit notwendiges Flexibilisierungsinstrument genommen und vor allem geringqualifizierten Menschen das Eingangstor zum Arbeitsmarkt verbaut", sagte Menger. "Es gibt kein arbeitsmarktpolitisches Instrument, das derart schnell ausgleicht zwischen vorübergehend schlechter oder besser ausgelasteten Betrieben."

Zeitarbeitern etwa schon nach drei Monaten Stammbelegschaftslöhne gesetzlich zu verordnen, überfordere die Unternehmen finanziell und lasse jegliche Differenzierung in der Lohnfindung vermissen, betonte Menger. Damit würde die Nachfrage nach Zeitarbeit stark zurückgehen und damit die entsprechenden Arbeitsplätze massiv gefährdet sein. "Hier ist in der öffentlichen Debatte viel politischer Populismus im Spiel", meinte Menger. Die Bezahlung der Zeitarbeitnehmer sei Sache der Zeitarbeitsbranche und der dort aktiven Gewerkschaften, die vernünftige, differenzierte Lösungen finden müssten.