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In der Egelner Mulde ist ein Teil der Ernte 2011 schon jetzt zerstört Felder vernässen zu Feuchtbiotopen

Von Bettina Koch 05.02.2011, 04:31

In der Egelner Mulde im Salzlandkreis haben Landwirte seit einigen Jahren mit zunehmender Vernässung ihrer Felder zu kämpfen. Betroffen ist etwa ein Dutzend Betriebe. Auf vielen Äckern fällt in diesem Sommer die Ernte komplett aus. Die im Herbst gelegte Saat ist vernichtet.

Egeln. Noch 20 Hektar Weizen hat die Agrar-Genossenschaft Schneidlingen in Groß Börnecke auf dem Halm. Das Getreide konnte im vorigen Sommer nicht geerntet werden, weil die Bauern mit ihrer Technik die nassen Böden nicht befahren konnten. Nun sind auch noch große Teile der Wintersaaten zerstört, weil die Felder unter Wasser stehen. Insgesamt sind 45 Prozent der bewirtschafteten Flächen betroffen, berichtet Helmut Höhne, Chef der Agrar-Genossenschaft.

Noch schlimmer hat es den Familienbetrieb Klietz in Egeln erwischt. Vater Hans-Joachim und Sohn Andreas bewirtschaften gemeinsam 450 Hektar Acker, davon sind 60 Prozent geschädigt. Eigentlich müsste jährlich ein Teil der Betriebsmittel erneuert werden, damit man auf dem Laufenden bleibt, sagte Klietz. Aber erst einmal müssen die Steuern bezahlt werden, und die Verpächter wollen auch ihr Geld. Viel wird in diesem Jahr nicht übrig bleiben.

Der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Zum Teil liegt das an den Regenfällen. "Im Schnitt hatten wir sonst 450 Millimeter Niederschlag im Jahr", berichtete Höhne. "2006 hatten wir nur 390 Millimeter, das war ein trockenes Jahr, danach waren die Niederschläge aber immer überdurchschnittlich hoch, zwischen knapp 600 und gut 700 Millimeter wie im vergangenen Jahr."

Aber das war es nicht allein. Aus dem Grundwasser wird weniger Wasser für Trinkwasser und für die Industrie entnommen. Auch die Flutung des Concordia-Sees bei Nachterstedt hat den Grundwasserspiegel erhöht. Hinzu kommt die Verschlämmung der Bode.

"Seit 2007 sitzen wir regelmäßig zusammen", sagte Wolfgang Köhler, Geschäftsführer des Bauernverbandes Börde. "Wir", das sind Landwirte und Vertreter von Bauernverband, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) sowie Landwirtschaftsministerium und Unterhaltungsverband. Was getan werden könnte, wurde erkannt und ein Maßnahmeplan erarbeitet.

Da sich im Flussbett der Bode Schlamm angehäuft hat, sollte im ersten Schritt der betreffende Bereich ausgebaggert werden, damit das Wasser besser abfließen kann. "Nach der Ernte im vergangenen Jahr sollte das passieren", berichtete Köhler. Doch die Untere Naturschutzbehörde stoppte das Vorhaben, bevor es begann. Es sollen Frösche gefunden worden sein, heißt es beim Landesbauernverband.

Am 9. Februar soll in Egeln wieder beraten werden – in der Wasserburg. Auf der Tagesordnung dürften auch Fragen nach der Rolle der Rappbodetalsperre bei der Wasserregulierung stehen oder nach der Grabenpflege. Auch die Nutzung von Beregnungssystemen in trockenen Zeiten könnte dazu beitragen, den Grundwasserspiegel auf längere Sicht wieder etwas abzusenken. Köhler findet, neben der Ökologie dürfe die Ökonomie nicht ganz aus den Augen verloren werden. Das geschehe aber, meint Helmut Höhne, "weil in Deutschland niemand hungern muss, bloß weil wir nichts ernten".

Auch viele Einwohner der Region sind zunehmend vom steigenden Grundwasserstand betroffen, berichten Höhne und Hans-Joachim Klietz. "Immer mehr Leute in der Gegend haben Wasser in den Kellern."

Wie Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU) am Montag festgestellt hatte, hat Sachsen-Anhalt ein Grundwasserproblem neuer Dimension. Ein Drittel der 1100 Grundwassermessstellen im Land hatte im vergangenen Jahr Rekordstände aufgewiesen.