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Produkte der Polymer-Technik in vielen Branchen gefragt Gummiwerk in Wittenberg "kocht" nach 3000 Rezepten

Von Sabine Fuchs 10.05.2011, 04:33

Wenn die Beschäftigten dieser Wittenberger Firma von Rezepturen sprechen, geht es nicht um Speisen oder Torten. Die Produkte der Polymer-Technik GmbH Wittenberg sind in fast allen Branchen gefragt. Automobilbauer benötigen die Gummiteile ebenso wie die Hersteller von Kühlschränken, Kabeltrommeln oder Fußbodenbelägen.

Wittenberg (dpa). "Wir fertigen aus etwa 1000 unterschiedlichen Rohstoffen Kautschukmischungen", sagt Geschäftsführer Wolfgang Keil. Etwa 3000 Rezepte für ihre Herstellung gebe es im Unternehmen, je nachdem welche Eigenschaften gefragt seien.

Basis sei in jedem Fall Kautschuk und je nach Verwendungszweck würden noch andere Stoffe hinzugefügt ehe die Mischungen in den Vulkanisierungsanlagen der Kunden weiterverarbeitet werden, sagt Keil. "Das Material für einen Scheibenwischer muss eine andere Beschaffenheit haben als das für die Abdichtung eines Kühlschrankes oder das für einen Benzinschlauch", sagt der Geschäftsführer.

Der Standort in Wittenberg kann auf eine lange Tradition bei der Herstellung von Gummiprodukten verweisen. 1898 gegründet, war er auch zu DDR-Zeiten ein wichtiger Produzent dieses Materials. 1992 wurden Teile des Gummiwerkes Elbe privatisiert. Von zwei westdeutschen Familienunternehmen aus Bad-Soden Salmünster und Wuppertal wurde die Polymer-Technik GmbH gegründet. Unternehmensbeteiligungen und die Gründung eines Tochterunternehmens im In- und Ausland folgten, so dass die Gruppe jetzt insgesamt an fünf Produktionsstandorten beteiligt ist.

Das jüngste Unternehmen ist in China angesiedelt, nahm 2007 die Produktion auf und erzielte 2010 mit seinen 126 Mitarbeitern einen Umsatz von 125 Millionen Renminbi. In den anderen vier Werken wurde mit insgesamt 330 Mitarbeitern ein Gesamt-Umsatz von 110 Millionen Euro erzielt, berichtet Keil. "Abgesehen von den Einbrüchen in der Finanz- und Währungskrise sind unsere Umsätze in den vergangenen Jahren ständig gewachsen", sagt Keil. Auch dieses Jahr rechne die Gruppe mit einer deutlichen Steigerung des Umsatzes.

Damit steht das Unternehmen besser da als andere in Ostdeutschland. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie in Berlin erwarten die Firmen in diesem Jahr einen geringeren Umsatz. Einige Gründe sind steigende Erzeugerpreise und die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten. Im vergangenen Jahr hatte die Branche mit ihren 43000 Beschäftigten bei den Erlösen noch zulegen können. Mit 18,6 Milliarden Euro erwirtschafteten die rund 300 Unternehmen noch ein Umsatzplus von 9,1 Prozent.

36000 Tonnen Kautschukmischungen sind im vergangenen Jahr in Wittenberg produziert und in das In- und Ausland geliefert worden. "Doch der Bedarf wächst", sagt Keil. Deshalb werden in den kommenden Jahren am Standort Wittenberg zwölf Millionen Euro in Gebäude und neue Anlagen investiert. "Die erste soll bereits im kommenden Jahr die Produktion aufnehmen", sagt Keil. Auch die Gründung weiterer Tochterunternehmen sei angedacht.