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Preise für Weingüter Kloster Pforta, Lützkendorf und Böhme Weinbrüder ehren Winzer für beste Saale-Unstrut-Tropfen

Von Bettina Koch 18.03.2011, 04:33

Die Weinbruderschaft Saale-Unstrut hat in Magdeburg ihre Ehrenpreise für den Weinjahrgang 2009 vergeben. Bei der 18. Preisverleihung trugen in drei Kategorien ausschließlich weiße Tropfen Siege davon. Das Weingut Uwe Lützkendorf war das 17. Mal erfolgreich.

Magdeburg. Das Urteil der Weinbruderschaft Saale-Unstrut zählt viel in Winzerkreisen. In geheimer Wahl haben mehr als 30 Weinbrüder mit feinen Nasen und sensiblen Geschmacksknospen über die besten Tropfen des Jahrgangs 2009 befunden. In den drei Kategorien durften die Weingüter jeweils nur einen Wein anstellen. "Es waren auch Rotweine dabei, aber die hatten nicht das Potenzial", erklärte Dieter Hanisch, Erster Bruderschaftsmeister der Weinbruderschaft Saale-Unstrut.

Von minus fünf bis plus fünf verteilen die Weinexperten ihre Punkte, selbstverständlich ohne zu wissen, welche Tropfen sie gerade vor den Nasen hatten. Für Farbe und Klarheit gab es Punkte, für den Duft, den die Aromen der Trauben im Glas entfalten, und schließlich für alles, was Zunge und Gaumen kitzelt.

Im Schmuckhof des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg stellten die Weinbrüder am Mittwoch die Weine ihrer Wahl vor. Den Ehrenpreis in der Kategorie Qualitätswein trocken bekam das Landesweingut Kloster Pforta für den 2009er Pfortenser Köppelberg Grauburgunder.

Hanisch hieß das Publikum die "Weingläser schwenken und die Nasen in Aktion setzen". Er machte weinlich feinfruchtige Düfte aus, von sehr reifen Früchten, eingebettet in ein Bouquet frischer Kräuter. Das Riechen an einem guten Wein sei wie Advent – Vorfreude pur, und beim Schmecken kämen dann Advent und Weihnachten zusammen.

In der Kategorie Prädikatswein trocken trug das Weingut Uwe Lützkendorf den Sieg davon. Der Betrieb, der in der Geschichte der Ehrenpreise der Weinbruderschaft die weitaus meisten Auszeichnungen abgeräumt hat, überzeugte mit der 2009er Karsdorfer Hohe Gräte Traminer Spätlese.

Hanisch pries die goldene Farbe und den betörenden Duft. "Es ist ein Aromawein, der einen aus dem Glas fast anspringt und zugleich edel und elegant ist." Rosenduftig, animierend, nicht breit und keineswegs langweilig, beschrieb der Bruderschaftsmeister den 17. Siegerwein der Lützkendorfs.

Nach Gaudaspießchen und Ciabatta zum Neutralisieren des Geschmacks läutete Hanisch die dritte und letzte Runde der Verkostung und Preisvergabe ein: Der Ehrenpreis in der Kategorie edelsüße Spezialitäten/Barrique ging an das Weingut Frank Böhme für dessen Freyburger Mühlberg Riesling Eiswein.

"Trockenobst, in Honig eingelegte Rosinen" waren Hanischs erste Eindrücke beim genussvollen Schwenken des Glases, er begann von einem harmonischen Wechselspiel von lebendiger Säure und cremiger Süße zu schwärmen.

"Der Weinbau im südlichen Sachsen-Anhalt ist nicht nur ein Markenzeichen der Region, sondern des ganzen Landes. Die Weine sind bei Fachleuten und Verbrauchern gefragt und genießen eine hohe Wertschätzung", betonte Agrar- und Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU). Als Schirmherr ehrte er die Sieger-Winzer gemeinsam mit Bruderschaftsmeister Dieter Hanisch und Weinkönigin Elisabeth Born. Es gebe Spitzenweingüter, innerhalb weniger Jahre habe es eine Reihe von Familienbetrieben geschafft, sich einen guten Namen zu machen. Nach zwei Jahren mit geringen Erträgen bräuchten die Winzer an Saale und Unstrut in diesem Jahr aber gute Hilfe von oben, um die aufgebauten Marktbeziehungen aufrecht erhalten zu können, sagte Aeikens.

Es seien 2009 und 2010 zwar geringe Mengen, aber exzellente Tropfen in die Keller gebracht worden, betonte Hanisch. Er sprach von Qua- litätssprüngen. Während in den Anfangsjahren Weine mit Bewertungen von knapp einem Punkt siegen konnten, würden inzwischen fast vier Punkte erreicht. Der Freyburger Zahnarzt und Weinliebhaber hat selbst 4500 Rebstöcke und eine ansehnliche Weinsammlung. Im Keller hat er auch die ältesten noch existierenden Saale-Unstrut-Weine: zwei Flaschen von 1911. Eine der beiden Hundertjährigen soll in diesem Jahr geleert werden. "1911 war ein gutes Jahr", so Hanisch. "Ich gehe davon aus, dass der Wein noch schmeckt."