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Sachsen-Anhalt auf der größten Industriemesse der Welt Unternehmen schauen mit Zuversicht in die Zukunft

Von Tom Koch und Torsten Scheer 06.04.2011, 04:33

Die größte Industriemesse der Welt läuft. Sachsen-Anhalt stellt sich in Hannover mit mehr als 50 Unternehmen sowie Forschungs- und Hochschul- einrichtungen (Vorjahr: 50) dem Urteil des internationalen Fachpublikums. Die Hannover Messe gilt als wichtiges Stimmungsbarometer und Impulsgeber für die Konjunktur im Maschinen- und Anlagenbau. Insgesamt gekommen sind über 6500 Unternehmen und Verbände aus 65 Ländern.

Hannover. Unternehmen aus Sachsen-Anhalt auf der größten Industriemesse der Welt – welche Produkte, Lagebewertungen und Prognosen haben sie im Gepäck?

Vorsichtiger Optimismus herrscht bei der VEM motors Wernigerode GmbH: Das erste Quartal konnte "mit gutem Ergebnis" abgeschlossen werden. Wie Geschäftsführer Jürgen Sander ankündigte, planen die Elektromotorenbauer im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 15 Prozentpunkten gegenüber 2010. Das Vorjahr steht mit 79 Millionen Euro in den Büchern, also noch weit vom 2008er-Rekordjahr mit seinen 120 Millionen Euro entfernt.

Für die 510-köpfige Stammbelegschaft endete ohne Entlassungen im März die zwei Jahre währende Kurzarbeit. In den kommenden Monaten will VEM auf seinem vertrauten Terrain erfolgreich sein: als weltweiter Ausrüster für Stahl- und Walzwerke, die Petrolchemische Industrie, ebenso im klassischen Maschinenbau.

Besonderes Augenmerk, so Sander, werde seit einigen Jahren auf die umweltfreundliche Energieerzeugung gelegt: Ob Bauteile für Gezeitenkraftwerke, Generatoren für auf dem Meer errichtete Windparks oder für Mikro-Blockheizkraftwerke, auch Turbinen für Wasserkraftwerke – die VEM-Gruppe kann mit vielfältigen Lösungen aufwarten. Wegen des großen Zuspruchs bei Windkraftanlagen hat sich VEM entschlossen, sich in Hannover nicht nur in Halle 14 (Industrielle Automation), sondern zum zweiten Mal in Folge auch in der "Wind"-Halle 27 zu präsentieren.

"In der schwierigen Zeit der weltweiten Krise ist es uns gelungen, ein positives Image zu erarbeiten", sagte Sander. "Wir gehören unter den Elektroantriebsherstellern zur internationalen Spitzengruppe. Darauf lässt sich jetzt aufbauen."

Wachstumsmärkte in Nah- und Fernost

Dass die Branche in Deutschland in diesem Jahr ein Plus von acht Prozent erreichen kann, hält VEM-motors-Chef für realistisch. Wachstumsmärkte sieht er nach wie vor in Nah- und Fernost, ebenso im asiatischen Teil Russlands und in Osteuropa. Speziell für den chinesischen Markt ist im Vorjahr eine Vertriebsgesellschaft in Singapur gegründet worden.

In diesem Herbst wird die Gruppe zum weiten Mal Gastgeber einer "Asienkonferenz" sein. Dort wie auch dieser Tage in Hannover wollen die Wernige- röder als Systemanbieter auftreten, bei dem Zukunftsthemen wie Energieeinsparung ganz obenan stehen.

Dem immer "grüneren Trend" können sich inzwischen selbst Aggregatehersteller nicht mehr verschließen. Wer die Titelbilder der aktuellen Motorenkataloge sieht, glaubt angesichts vielfältig fotografierter Blätter einen Baumschul-Prospekt in den Händen zu halten.

Zu den Stammausstellern auf dem Gemeinschaftsstand der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) und der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau in Halle 4 gehört cesima ceramics aus Wust bei Tangermünde.

Firmenchef Matthias Kage hat unter anderem keramische Tiegel für Materialproben im Gepäck, die Schmelztemperaturen von Supralegierungen von bis zu 2000 Grad Celsius standhalten. Diese Produkte werden vor allem in der Messtechnik, in der Optoelektronik, in der Elektronik- oder in der Kfz-Industrie verwendet. In letzterer kommen die widerstandsfähigen Keramikteile beispielsweise bei der Abgasreinigung zum Einsatz. Bis zu 30 verschiedene Teilchen produziert cesima ceramics, das kleinste Stück wiegt gerade einmal 0,2 Gramm.

Die Wirtschaftskrise ist für das Unternehmen, dessen Gründer vor vier Jahren aus Berlin nach Sachsen-Anhalt gekommen war, kein Thema mehr. "2010 war für uns ein gutes Jahr", bilanziert Matthias Kage. Auch das erste Quartal sei "gut angelaufen". Kunden, die sich einst in Zurückhaltung übten, stünden wieder auf dem Orderzettel, zudem gebe es "neue, interessante Anfragen" aus verschiedensten Branchen. Neue Abnehmer will Kage über eine Erweiterung der Produktpalette erreichen. So würden derzeit längere Gewindestangen aus Keramik entwickelt, die höchsten Temperaturen standhalten.