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Richtfest für weitere Produktionsstätte am Magdeburger Hansehafen Bio-Ölwerk stellt sich mit Extraktionsanlage breiter auf

23.04.2011, 04:29

Am Magdeburger Hansehafen entsteht einer der größten Pflanzenölproduzenten Deutschlands: Dem Prokon Bio-Ölwerk III wurde am Donnerstag die Richtkrone aufgesetzt. Im Januar sollen die Anlagen angefahren werden. Ihre Kapazität ist auf die Produktion von bis zu 280 000 Tonnen Pflanzenöl ausgelegt. 72 Millionen Euro werden investiert.

Von Bettina Koch

Magdeburg. Es war Reiner Haseloffs (CDU) erster offizieller Termin als Ministerpräsident – das Richtfest für das Bio-Ölwerk III. Als Staatssekretär und Wirtschaftsminister hatte er an dem Standort am Hansehafen jeden Schritt – vom Spatenstich für das erste Werk mit einer Kapazität von 50 000 Tonnen Biodiesel über Erweiterungen und das Werk II (Gesamtkapazität: 275 000 Tonnen Biodiesel) bis hin zur neuesten Investition begleitet. Innerhalb eines knappen Jahrzehnts konnte der Politiker Wachstum ebenso wie steuerpolitisch verursachte Tiefschläge, aber auch mutige Investorenentscheidungen miterleben.

"Hier entstehen neue Wertschöpfungsketten", lobte Haseloff am Donnerstag. Es werde mit der Speiseölproduktion und der Herstellung von hochreinen Raffinatölen für technische Anwendungen nicht nur die Effektivität der vorhandenen Biodieselherstellung erhöht. Die Kombination von Biodiesel- und Lebensmittelproduktion stärke auch die Stabilität des Systems, da es auf mehreren Füßen stehe.

"Es ist wichtig, dass das Werk nicht nur von der Produktion des biogenen Kraftstoffs abhängt", betonte auch Prokon-Chef Carsten Rodbertus. Der Windparkbetreiber ist seit eineinhalb Jahren Gesellschafter des Prokon Bio-Ölwerkes. Die Tschernobyl-Katastrophe 1986 hatte ihn veranlasst, auf erneuerbare Energien zu setzen. 2001 kamen bei Prokon mit dem Bau einer kleinen Ölmühle in Kroppenstedt (Börde) biogene Kraftstoffe zum Standbein Windstromerzeugung hinzu. Am Bio-Ölwerk III werde nun zusätzlich zu Vorpressanlage, Extraktion und Raffination auch noch ein Kraftwerk gebaut – ein Biomassedampferzeuger, der mit Holzpellets beschickt werde, erklärte Rodbertus.

Sein Partner Ronald Westphal, Chef des Landwirtschaftsbetriebes Agro Bördegrün in Niederndodeleben (Bio-Ölwerk-Gesellschafter der ersten Stunde), sprach von einem jährlichen Durchlauf von 700 000 Tonnen Raps. Einen Teil der benötigten Ölsaat wird der Marktfruchtbetrieb aus dem Bördekreis beisteuern. Insgesamt bewirtschaftet Agro Bördegrün 3800 Hektar.

Dank der neuen Anlage kann das gesamte für die Biodieselproduktion am Standort benötigte Pflanzenöl künftig selbst hergestellt werden. Dabei wird die Öl-Ausbeute deutlich erhöht. Statt zehn Prozent bleibt nur noch ein Prozent Öl in der Saat, erklärte Öl-Werk-Geschäftsführer Reinhard Kluge. Der "Reststoff" ist hochwertiges, eiweißreiches Futter. Bis zu 400 000 Tonnen Rapsschrot wollen die Magdeburger jährlich an die Futtermittelmischwerke liefern. "So wie wir mit dem Werk II aufgestellt sind, werden wir im Wettbewerb mit den Großen der Branche mithalten", versicherte Kluge.

Die bestehenden Arbeitsplätze werden gesichert und mehr als 30 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen. Vorteile des Standortes sind die Nähe zu den Rohstofflieferanten und die exzellente logistische Lage zum Hafen und zur Autobahn 2.