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Unternehmen unterstützen ländliche Entwicklung auf der Halbinsel Pouch Neue Perspektiven für Schloss und Industriebrache

Von Bettina Koch 28.04.2011, 04:34

Eingebettet in den Naturpark Dübener Heide und den Landschaftspark Goitzschesee sowie mit der Halbinsel Pouch hat die Gemeinde Muldestausee (Anhalt-Bitterfeld) viel zu bieten. Die touristischen und wirtschaftlichen Potenziale sind aber noch lange nicht ausgereizt. Politik, Verwaltung und Unternehmen wollen deshalb die Infrastruktur weiterentwickeln. Mehrere Fördertöpfe werden angezapft.

Muldestausee. Von der Aussichtsplattform des Roten Turms in Pouch aus zeigt Bau- und Ordnungsamtsleiter Lutz Schneider auf Goitzsche, Muldestausee und Dübener Heide, aber auch auf die Baustellen, die die Gemeinde in naher Zukunft gemeinsam mit Investoren angehen will. Der 30 Meter hohe Turm aus dem 13. Jahrhundert wurde mit Hilfe von Fördermitteln saniert. Das Geld kam aus dem europäischen Leader-Programm zur Entwicklung ländlicher Räume. Ab 1. Mai ist der Turm wieder an den Wochenenden für Besucher geöffnet.

Das Schloss nebenan steht seit der Wende leer. Eine Ausstellung hatte die Gemäuer zwischenzeitlich wiederbelebt. Seither sind sie dem Verfall und der Zerstörung ausgesetzt, die Außentreppe trägt einen Moosteppich. Der Eigentümer der Grimm Instrumenten Produktion G.I.P. GmbH, führend im Bereich der Feinstaub- und Nanopartikelmesstechnik, hat das Schloss gekauft und will es zu einem Zentrum für industrielle Messaufgaben und Fortbildung entwickeln. 1,5 Millionen Euro Gesamtkosten sind veranschlagt. Maximal 200 000 Euro können aus dem Leader-Topf in das Projekt fließen. Außerdem soll die GWR-Förderung zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur genutzt werden.

Ein Stück weiter unten steht eine Industriebrache – die frühere Faltbootproduktion. Die regionale Immobilienfirma facta invest und ein brandenburgischer Anbieter von Jugendreisen wollen daraus die Jugendbildungsstätte "Teamfabrik" mit 150 Schlafplätzen, Tagungsräumen sowie Spiel- und Sportanlagen entstehen lassen. Wenn die GWR-Mittel kommen, soll es losgehen. "Wir hoffen, das Land unterstützt uns", sagt Schneider. Auch für eine frühere LPG-Station zeichnet sich eine Lösung ab. Sie soll abgerissen werden. Edeka plant einen neuen Markt. Eine alte Industriehalle könnte überdies zum Standort für Antiquitäten- und Flohmärkte werden.

Alles zusammen wird Pouch für den Tourismus interessanter machen. Und wohin dann mit den Besuchern? Auch dafür steht laut Schneider ein Investor bereit: Eine Siedlung, in der jedes Ferienhaus den freien Blick aufs Wasser hat sowie schwimmende Häuser sind geplant.

Fördergelder für den Ausbau der Infrastruktur sind beantragt. Die Straßenanbindung und neue Parkplätze müssen geschaffen werden. Doch auch im privaten Sektor gilt es, noch Unterkünfte zu erschließen. Mehr straßenbegleitende und vernetzende Radwege für Streckenfahrer stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Aktivisten.

Der Tourismus ist für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 430 000 Tagesbesucher zieht es jährlich an die Goitzsche (gezählt 2009). "An den Wochenenden sind hier die Parkplätze knapp", erzählt Schneider. Zusätzlich locken Veranstaltungen rund 100 000 Gäste an. Im vergangenen Jahr wurden außerdem fast 74 000 Übernachtungen gezählt.

"Wir bringen alle Akteure an den Tisch, die den Standort aufwerten wollen", betont Muldestausee-Bürgermeisterin Petra Döring. Wichtig ist dabei auch die Vernetzung der gesamten Region. In der Dübener Heide funktioniert das sowohl über Landkreis- als auch über Landesgrenzen (Sachsen/Sachsen-Anhalt) hinweg.