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"Bad Bank" der Hypo Real Estate wird noch Jahre für den Ausverkauf brauchen Resterampe der HRE macht Milliardenverlust

Von Daniela Wiegmann 31.05.2011, 04:38

Die einstige Skandalbank Hypo Real Estate schmückt sich nach ihrer Existenzkrise wieder mit Gewinnen. Mit den milliardenschweren Altlasten schlägt sich seither ihre Abwicklungsanstalt herum. Die "Bad Bank" wird noch Jahre für den Ausverkauf brauchen.

München (dpa). Vor dieser Bilanz würde wohl jeder solide Banker am liebsten weglaufen: Hochriskante Kreditverträge mit Laufzeiten von teilweise mehr als 50 Jahren, Vertragspartner in Griechenland und anderen Wackelstaaten rund um den Globus, Ausfallrisiken von mehr als 20 Milliarden Euro. In den Büchern der "Bad Bank" der Hypo Real Estate lagert der schmutzige Rest der weltweiten Finanzkrise.

Vor mehr als einem halben Jahr hat die Abwicklungsanstalt in München von der HRE die Altlasten im Wert von 175 Milliarden Euro übernommen. Inzwischen ist klar, dass das Erbe noch viel schlimmer ist als befürchtet. Eine "Bad Bank" ("Bank für Schlechtes") übernimmt von Krisen-Instituten risikobehaftete Vermögenswerte und Wertpapiere, die stark an Wert verloren haben und nicht mehr handelbar sind. Das Ausfallrisiko geht an die "Bad Bank" über. Dadurch wird die Bilanz von Krisen-Banken bereinigt.

Vor allem die lange Laufzeit der Verträge war eine böse Überraschung für das neue Management von Deutschlands größter "Bad Bank". Mehr als die Hälfte der Verträge laufen noch bis über das Jahr 2020 hinaus, einige sogar bis 2060. "Länger, als es uns alle vielleicht geben wird", sagte Risiko-Vorstand Christian Bluhm in München. Er managt die Resterampe der HRE mit dem Namen FMS Wertmanagement zusammen mit zwei weiteren Vorständen und rund 75 Mitarbeitern.

Unter den Augen der Bundesregierung müssen sie versuchen, bis zum Jahr 2020 aus den Hinterlassenschaften der HRE soviel Geld wie möglich zu machen. Die Zeit könnte allerdings wegen der langen Laufzeiten knapp werden. Vor allem Staatsanleihen wie die von Griechenland sind derzeit kaum verkäuflich. "Aussitzen" heißt daher bislang das Motto der "Bad Bank" für derartige Geschäfte. Müssten sie die Verträge bis zur Auflösung der Abwicklungsanstalt 2020 vorzeitig verkaufen, drohten horrende Abschläge.

Bis jetzt kommen Bluhm und seine Kollegen nur in kleinen Schritten voran. Bei rund 40 Banken, Versicherungen und anderen potenziellen Investoren haben sie in den vergangenen Monaten vorgesprochen, um die Papiere anzupreisen – in den meisten Fällen Finanzierungen für große Immobilien oder Infrastrukturprojekte wie Autobahnen oder Zuglinien. Ihr bestes Werbeargument ist dabei die hohe Bonität: Als staatliches Institut genießt die FMS eine ähnlich hohe Kreditwürdigkeit wie die Bundesrepublik Deutschland. "Jeder Investor kann sicher sein, dass er das Geld, was er in der FMS anlegt, vollständig zurückerhält", sagt Vorstand Ernst-Albrecht Brockhaus.

Für dieses Versprechen hat der Bund geradezustehen, der alle Rechnungen der FMS begleichen muss. Auch den Verlust von drei Milliarden Euro, den die Abwicklungsanstalt im vergangenen Jahr einfuhr, muss der Staat übernehmen. In den nächsten Jahren könnte es noch viel dicker kommen: Zum Jahresende schlummerten stille Lasten von mehr als 24 Milliarden Euro in den Büchern.

Bei der HRE, die inzwischen unter dem Namen Deutsche Pfandbriefbank am Markt auftritt, läuft es hingegen dank der "Bad Bank" wieder gut: Im ersten Quartal schmückte sie sich mit einem dreistelligen Millionengewinn vor Steuern. Der Bund dürfte sie damit nach der Verstaatlichung im Jahr 2009 deutlich schneller wieder los werden als seine "Bad Bank" in München.