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Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg wächst auf mehr als 800 Beschäftigte Gegen den Trend: Spezialist für schweren Stahlbau voll ausgelastet

Von Torsten Scheer 11.05.2010, 05:18

Der zu den größten Unternehmen in Sachsen-Anhalt zählende Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg (SAM) zeigt sich von der Wirtschafts- und Finanzkrise unbeeindruckt. Die Kapazitäten des unter anderem auf den Bau von Stahltürmen für Windenergieanlagen spezialisierten Unternehmens sind voll ausgelastet. Die Mitarbeiterzahl hat inzwischen die Marke von 800 Beschäftigten überschritten.

Magdeburg. Der Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg (SAM) wächst gegen den Trend. Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise hat der Spezialist für schweren Stahlbau bisher nur marginal zu spüren bekommen.

Der Wachstumsmotor erneuerbare Energie läuft dermaßen rund, dass krisenbedingte Auftragsrückgänge im Bereich Maschinenbau in den vergangenen Monaten mehr als kompensiert werden konnten, berichtet Vertriebschef Bernd Linnemann im Volksstimme-Gespräch und fügt hinzu: "Wir haben unsere dominante Marktposition am deutschen Stahlbaumarkt festigen und ausbauen können. Unsere Kapazitäten waren und sind auch in diesem Jahr voll ausgelastet."

SAM fertigt unter anderem Stahltürmesegmente für Windenergieanlagen, Stahlkomponenten für Wasserkraftwerke und Brücken über Straßen und Wasserläufe. Jährlich werden in Magdeburg bis zu 70 000 Tonnen Stahl verbaut.

Das anhaltende Wachstum des Unternehmens führt Linnemann zum einen auf feste, jahrelang bestehende Partnerschaften im Kunden- wie im Lieferantenbereich zurück, zum anderen auf die Konzentration auf die "Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts", die erneuerbaren Energien. Hier sei vor allem die Nachfrage nach Windenergieanlagen und Wasserkraftanlagen, für letztere liefert SAM unter anderem Druckrohrleitungen, ungebrochen. Gleiches gelte für den Bereich der Straßen- und Eisenbahnbrücken, wo SAM bundesweit präsent ist.

Im Auftragsbestand haben die Magdeburger derzeit aktuell 14 Brücken. Aktuell sind darunter zwei neue Großquerungen – die Hunte-Klappbrücke nahe dem niedersächsischen Oldenburg und die Peenebrücke in Jarmen bei Greifswald mit einem Auftragswert von insgesamt zehn Millionen Euro. In Sachsen-Anhalt wird in Kürze in Genthin die von SAM gebaute Friedensbrücke über den Elbe-Havel-Kanal freigegeben. Von technischer Raffinesse war der Bau einer Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal mit einer beheizbaren Fahrbahn.

Das anhaltend hohe Arbeitspensum von SAM schlägt sich in den Unternehmenszahlen mehr als positiv nieder. So ist der Umsatz von im Jahr 2008 rund 130 Millionen Euro auf im vergangenen Jahr rund 141 Millionen Euro geklettert. Die Beschäftigtenzahl einschließlich Zeitarbeitern stieg von 760 auf nunmehr 850 Frauen und Männer, inklusive 60 Lehrlingen. "Und wir werden auch in diesem Jahr neue Mitarbeiter einstellen", blickt Linnemann voraus.

Zum Vergleich: 1997 war SAM mit einem Umsatz von acht Millionen Euro und 80 Mitarbeitern an den Start gegangen.

Großes Augenmerk legt man im Unternehmen auf die Erhöhung der eigenen Wertschöpfung durch eine große Fertigungstiefe. Nur ein Beispiel: Weil auf dem Markt eine dringend benötigte Fertigungslinie für das Warmunformen von Stahl nicht zu bekommen war, griffen die Spezialisten von SAM zur Selbsthilfe. Sie konstruierten und bauten unter hohem Zeitdruck eine Heißverformungsanlage mit Glühofen, Schneid-, Schweiß- und Stahlrobotern und einer Pressenstraße mit acht Einzelpressen von insgesamt mehr als 4800 Tonnen Druckkraft. Leistungsstarke Schneid- und Schweißroboter ergänzen die neue Fertigungslinie.

"Dadurch sind wir noch besser in der Lage, uns neuen, anspruchsvollen Stahlbauprodukten zuzuwenden", benennt Linnemann den Wettbewerbsvorteil.