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Auto-China 2010 China ist wichtigster Kampfplatz für deutsche Autokonzerne

Von Carsten Hoefer 03.05.2010, 05:21

China ist auf dem besten Weg, Kampfplatz Nummer eins für die teuren Karossen deutscher Autohersteller zu werden. Die Zahl der Millionäre steigt rasant. Allein in Peking werden jeden Tag 2000 Autos verkauft.

Peking (dpa). Das teuerste Auto auf der Pekinger Automesse ging am schnellsten weg: Für umgerechnet 3,8 Millionen Euro verkaufte der VW-Konzern einen Bugatti Veyron gleich am ersten Tag der "Motor Show" in der chinesischen Hauptstadt, die gestern zu Ende ging. Der Preis gut eine Million Euro höher als in Europa, doch das war kein Hindernis für den superreichen Käufer.

Bislang ist Audi Marktführer im Premiumsegment, doch BMW und Daimler wollen aufholen. Zwar ist der chinesische Oberklassen-Markt noch kleiner als der deutsche, doch die Wachstumsraten sind astronomisch – in allen Preisklassen.Laut offizieller englischsprachiger Tageszeitung "China Daily" gibt es bereits 825 000 Millionäre in China – Tendenz rasant steigend.

"Der Premiummarkt wird sich sehr dynamisch entwickeln", sagt Dietmar Voggenreiter, Audi-Chef in China. In diesem Jahr werden voraussichtlich über eine halbe Million teure Autos in China abgesetzt – wobei Audi einen Marktanteil von etwa 40 Prozent hat. Zielmarke von Audi in diesem Jahr sind 200 000 Neuverkäufe, wie Voggenreiter sagt. BMW will als Zweitplatzierter in diesem Jahr die 100 000er-Marke knacken, während Daimler gern BMW überholen würde.

Die Ingolstädter stellten auf der Pekinger Automesse als Weltpremiere ihr neues Flaggschiff vor: den Audi A8 in der Langversion, der in China mit V12-Motor und Top-Ausstattung 300 000 Euro kostet. Langversionen sind in China beliebt – denn reiche Chinesen lassen sich auf der Rückbank kutschieren. Im Vergleich zum Auto ist der Chauffeur spottbillig. Hinzu kommt, dass chinesische Millionäre weit jünger sind als deutsche: "Der typische A8-Kunde in China ist 37, 38 Jahre alt, in Deutschland 50", sagt Voggenreiter.

Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb auch am anderen Ende des Markts: Bei Kleinwagen mit alternativem Antrieb. BMW-Chef Norbert Reithofer kündigte in der chinesischen Hauptstadt für 2013 das "Megacity Vehicle" (MCV) an, ein Elektroauto in Karbon-Leichtbauweise. Mercedes und sein chinesischer Partner BYD – "Build Your Dreams" – wollen ebenfalls 2013 ein gemeinsam entwickeltes Elektroauto auf den Markt bringen. Sowohl BMW als auch Daimler setzen darauf, in diesem Bereich Audi übertrumpfen zu können.

BMW hofft, mit dem MCV einen großen Coup zu landen und Karbon-Pionier im Massenmarkt zu werden. Kohlefaser-Bauteile sind leichter und verwindungssteifer als Stahl oder Aluminium, wegen des geringeren Gewichts sinkt der Energieverbrauch. Branchenbeobachter werteten Reithofers Ankündigung als Kampfansage vor allem an Audi. BMW China-Chef Karl-Heinz Schmid formuliert diplomatischer: "Das ist keine Kampfansage. Ein völlig geändertes Konsumverhalten in den Megacitys macht neue Antworten nötig."