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Handel Fall Karstadt: Verdi sieht "Ende der Fahnenstange"

19.05.2010, 05:18

Essen (dpa). Im Kampf um die Rettung der insolventen Warenhauskette Karstadt bleibt die Gewerkschaft hart: Verdi wies Forderungen des Investors nach weiteren Zugeständnissen der Arbeitnehmer zurück. "Wir haben im Dezember 150 Millionen Euro Sanierungsbeitrag der Beschäftigten unterschrieben. Das ist das Ende der Fahnenstange", sagte Verdi-Sprecherin Cornelia Haß am Dienstag. Die Warenhauskette beschäftigt 25 000 Mitarbeiter.

Der Finanzinvestor Triton, der ein Kaufangebot vorgelegt hat, fordert Zugeständnisse der Arbeitnehmer über den unterschriebenen Sanierungstarifvertrag hinaus. Sonst wolle das Unternehmen sein Interesse an einem Einstieg überdenken, hatte Triton am Montag mitgeteilt. Man sei enttäuscht darüber, dass bislang keinerlei Fortschritte in den Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite erzielt worden seien. "Wenn kein konstruktives Engagement auf Arbeitnehmerseite erkennbar ist, ist das Triton-Konzept zur Sanierung von Karstadt hinfällig", erklärte der Sprecher.

"Sie versuchen, den Beschäftigten die Pistole auf die Brust zu setzen", kritisierte Haß. "Diese erpresserische Herangehensweise lässt an der Ernsthaftigkeit des Unternehmens zweifeln." Triton und die Arbeitnehmervertreter hatten sich schon zweimal zu Gesprächen getroffen, ohne dass es einen Durchbruch gab. "Wir sind aber jederzeit zu einer weiteren Runde bereit", betonte die Verdi Sprecherin. Beschäftigte, Vermieter und Dienstleister haben sich im Insolvenzplan zu Einschnitten in Millionenhöhe bereiterklärt.

Konkret will der Investor verlustbringende Karstadt-Sortimente mit rund 5000 Beschäftigten an fremde Unternehmen abgeben. Die vereinbarte Absenkung der Gehälter um acht Prozent soll deutlich länger gelten als bisher vereinbart und Triton will Gehälter erfolgsabhängig bezahlen. Auf der anderen Seite verspricht Triton Investitionen von 428 Millionen Euro in fünf Jahren.

Verdi-Sprecherin Haß unterstrich, dass der gültige Sanierungstarifvertrag unter bestimmten Voraussetzungen durchaus Möglichkeiten zum Personalabbau vorsehe. "Das ist keine 100-Prozent Garantie." Allerdings müsse das in einem mitbestimmten Prozess geschehen. Triton will nach seinem Übernahmeplan den Umsatz von erwarteten 3,56 Milliarden Euro im laufenden Jahr bis 2014 um gut ein Prozent auf 3,7 Milliarden Euro erhöhen.

Die Zeit, eine Lösung für Karstadt zu finden, wird knapp: Die Kommunen mit Karstadt-Standorten sollen bis zum 25. Mai einem Gewerbesteuererlass zustimmen. Bis zum 28. Mai soll dann die Unterschrift eines Investors unter einem Kaufvertrag stehen. Die Erfüllung von beiden Bedingungen ist notwendig, damit der Insolvenzplan in Kraft treten kann. Das Essener Amtsgericht möchte am 31. Mai endgültig den Insolvenzplan beschließen.

Kann der Insolvenzplan nicht in Kraft treten, droht der Kette die Zerschlagung. Der Stadtrat von Duisburg hatte einen Steuerverzicht verweigert, will sich aber Ende dieser Woche noch einmal mit dem Thema befassen.

# dpa-Notizblock

## Orte - [Karstadt-Hauptverwaltung](Theodor-Althoff-Straße 2, Essen)

* * * * Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt

## Ansprechpartner

- Cornelia Haß, Pressestelle Verdi-Bundesvorstand, +30 6956-1011, - Max Hohenberg, Sprecher Triton, +49 89 599 458 132,

## dpa-Kontakte - Autor: Rolf Schraa, +49 01 189270, - Redaktion: Thomas Strünkelnberg, +49 40 41132242,