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Immobilienfonds brechen ein / Auch Deutsche Bank betroffen Wirtschaftsexperten befürchten neue Welle der Finanzkrise

19.04.2010, 05:22

Die Liste der strauchelnden Immobilienfonds wird immer länger: Nach Fonds der US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs gibt es nun auch bei einem von der Deutschen Bank verwalteten Fonds Probleme.

Frankfurt/Main (dpa). Der "Rreef America Reit III" war massiv im Wert gefallen, so dass das Frankfurter Geldhaus einschreiten musste. "Wir haben für den Fonds eine Restrukturierungslösung erarbeitet, bei der die Deutsche Bank, Kreditgeber und Investoren einen Beitrag geleistet haben", sagte ein Sprecher am Sonnabend. Privatinvestoren seien nicht betroffen. Der Vorgang sei Ende 2009 abgeschlossen worden.

Hintergrund der Probleme ist der am Boden liegende Markt für Gewerbeimmobilien. Vor allem in den USA stehen wegen der Krise viele Büros, Läden und Fabrikhallen leer. Die Mieteinnahmen fehlen an allen Ecken und Enden, zudem sinkt der Wert der Immobilien rapide. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat der "Rreef America Reit III" seinen Investoren einen Verlust von mindestens 65 Prozent beschert. Die Deutsche Bank sei an dem 2,6-Milliarden-Dollar-Fonds mit knapp zehn Prozent beteiligt, die restlichen Gelder stammten von US-Pensionsfonds. Diese beklagten vereinzelt bis zu 82 Prozent Verlust.

Zu dem Fonds gehören Wolkenkratzer in Philadelphia und Büros im Silicon Valley. Der Sprecher der Deutschen Bank betonte, der Verlustfonds habe nichts mit den offenen Publikumsfonds in Deutschland zu tun. Diese sind bei Privatinvestoren beliebt und galten eigentlich als sichere Anlageform. In der Wirtschaftskrise mussten aber auch sie einstecken.

Seit einigen Tagen häufen sich die Hiobsbotschaften bei den Immobilienfonds. Erst jüngst musste die US-Investmentbank Goldman Sachs einräumen, dass ihr "Whitehall Street International" im vergangenen Jahr fast seinen gesamten Wert von 1,8 Milliarden Dollar eingebüßt habe. Das Wall-Street-Haus selbst gehört zu den größten Investoren. Zu den Besitztümern des Fonds zählen die Warenhäuser des insolventen Handelsunternehmens Karstadt. Zuletzt führten aber vor allem Immobilien in den USA und Japan zu den Verlusten.

Mit dem "Morgan Stanley Real Estate Fund VI" ist ein weiterer bedeutender Fonds in Schwierigkeiten. Hier droht ein Wertverlust von 8,8 Milliarden auf 3,4 Milliarden Dollar. Es wäre der größte Einbruch, den je ein Immo- bilienfonds verzeichnet hat.

Einige Experten fürchten bereits, dass die nächste Welle der Finanzkrise droht. Nach Berechnungen des US-Kongresses schwebt fast jede Dritte der rund 8100 Banken des Landes in Gefahr, von platzenden Darlehen für Gewerbeimmobilien in den Abgrund gerissen zu werden. Auch viele Rentner wären betroffen: Ihre Pensionsfonds haben stark in Immobilien investiert.

Besonders problematisch sieht es bei Fonds aus, deren Manager viele Immobilien auf Pump gekauft haben, wie bei Goldman Sachs. Mitten in der Krise lastet so ein hoher Schuldenberg auf den Fonds. In New York mussten Investoren gar ein ganzes Stadtviertel aufgeben, weil sie ihre Kredite nicht mehr begleichen konnten. Sobald die Immobilienmärkte wieder anziehen, ist zwar eine Erholung möglich. Doch ob und wann das geschieht, steht in den Sternen.

Bund prüft Schritte gegen Goldman Sachs

Die Bundesregierung erwägt rechtliche Schritte gegen Goldman Sachs, nachdem die Investmentbank von der US-Börsenaufsicht SEC wegen Be- trugsverdachts verklagt wor- den ist. "Die Finanzaufsicht BaFin wird ein Auskunftsersuchen an die SEC stellen", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm der "Welt am Sonntag". "Nach einer sorgfältigen Bewertung der Unterlagen werden wir rechtliche Schritte prüfen", fügte er hinzu.

Die US-Börsenaufsicht wirft Goldman Sachs vor, verbriefte Hypothekenkredite vertrieben zu haben, obwohl von Anfang an klar gewesen sei, dass die Papiere an Wert verlieren werden. Die Investmentbank habe dabei "wesentliche Informationen" unterschlagen. Insgesamt haben die Investoren mehr als eine Milliarde Dollar mit den Papieren verloren.

Der Fall ist für Deutschland brisant, da die Mittelstandsbank IKB im April 2007 zu den Großabnehmern der Papiere gehörte. Die Tochter der staatlichen Förderbank KfW hat dem Vernehmen nach rund 150 Millionen Dollar in die sogenannten CDOs investiert. Die IKB konnte im Sommer 2007 nur mit staatlicher Milliardenhilfe gerettet werden.