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Mostereien profitieren auch in Sachsen-Anhalt vom Trend zur gesunden Ernährung Saft aus selbstangebautem Obst wird bei Kunden immer beliebter

Von Heiko Kunzmann 11.11.2009, 04:55

In dem riesigen, mit Betonplatten ausgelegten Silo sind Äpfel verschiedener Sorten und aller Größen zu finden. Kleingärtner und Familien bringen sie per Auto in Säcken und Körben auf den Hof der Lohnmosterei Gerald Rosenberger in Janisroda bei Naumburg.

Janisroda ( ddp ). Das Angebot, aus den Früchten des eigenen Gartens Saft zu machen, wird immer stärker genutzt. Der allgemeine Trend hin zu bewusster Ernährung bringt der Jaro Fruchtverwertung GmbH, deren Geschäftsführer Rosenberger ist, seit Jahren kontinuierlich mehr Zulauf.

" Inzwischen kommt das Obst für 60 bis 65 Prozent der Säfte von Privatleuten ", schätzt Rosenberger. Wie vor 100 Jahren produziere er ohne zusätzlichen Zucker, ohne Aromen oder Zusatzstoffe. Etwa drei Viertel der angelieferten Früchte seien Äpfel. Auch mit Quitten, Birnen und Holunder kämen Kunden in die Mosterei. Etwa 2000 Tonnen Obst entsaften Rosenberger, der zwei Angestellte und eine Pauschalkraft beschäftigt, pro Jahr.

Doch diesmal befinden sich im Silo nur halb so viele Äpfel wie sonst. " Wir haben hier in der Region dieses Jahr Pech. Normalerweise pressen wir jeden Tag Saft, manchmal bis zu 50 000 Liter am Tag, doch in diesem Jahr läuft die Presse nur alle zwei Tage ", sagt Rosenberger. Viele Bäume hätten die Äpfel bereits unreif abgeworfen. Eine Ursache dafür könnten Kälteeinbrüche während der Blüte im April gewesen sein.

Vom zunehmenden Ernährungsbewusstsein der Bevölkerung profitiert auch Matthias Konschak. Mit drei mobilen Mostereien ist er in der vierten Saison unterwegs. Von Brachstedt bei Halle fährt er bis in den Harz oder nach Zittau. " Wir haben mit 135 000 Litern Obstsaft im ersten Jahr pro mobiler Anlage angefangen. Im vergangenen Jahr hatten wir 350 000 Liter ", berichtet er. " Es gibt zunehmend Leute, die sich 400 bis 600 Liter Apfelsaft auf einen Schlag pressen lassen und so einen Jahresvorrat anlegen. " Zum einen seien es ältere Leute, die das Obst nicht verderben lassen wollen. Zum anderen seien es Kunden, denen ökologisch einwandfreie Kost wichtig sei.

" Wer sein Obst in kleine Mostereien bringt, der sieht, was daraus gemacht wird und kennt die Hersteller ", betont Andreas Mehlhorn. Er ist Vorsitzender des Fruchtsaftverbands Sachsen, dem sich auch etliche Betriebe aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg angeschlossen haben. Aus seiner Sicht haben die kleinen Mostereien großes Potenzial. " Für viele war die Situation nach der Wende zuerst schwierig, unter anderem wegen oft ungeklärter Eigentumsfragen ", sagt Mehlhorn. Inzwischen seien viele seiner Kollegen aber recht zufrieden, auch weil man in Technik investiert und so zum Standard westdeutscher Mostereien aufgeschlossen habe.

" Aus einem Kilo Äpfel entstehen etwa 0, 7 bis 0, 8 Liter Saft ", rechnet Rosenberger vor. Je später der Herbst, desto süßer werde der Saft : " Zeitige Sorten wie der Gravensteiner oder Idared geben ein eher herbes Aroma, während wir jetzt mit Ontario oder James Grieve eher mild schmeckenden Saft haben. "

Reich werden die Betriebe jedoch trotz steigenden Aufkommens kaum. Zum einen gäben Discounter mit Billigsäften ein gewisses Preisfenster vor. " Zum anderen kriegen wir keine EUGelder wie andere Landwirtschaftsbetriebe ", erläutert Mehlhorn. Für Gerald Rosenberger sind deshalb vor allem steigende Betriebskosten ein Problem : " Je kleiner das Unternehmen, desto problematischer wird dieser Rechnungsposten. "

Sowohl er als auch Matthias Konschak sehen ihre Zukunft jedoch positiv. Konschak setzt neben dem wachsenden Ernährungsbewusstsein auch auf den Erlebnisfaktor, den mobile Mostereien bieten : " Die Leute sind dabei, wenn aus ihrem Obst Saft wird. Und sie können den manchmal noch vom Pasteurisieren warmen Saft ins Auto packen. "