1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Wirtschaft regt Debatte zur Bildungspolitik an

Verbände wollen bessere Berufsvorbereitung an Schulen Wirtschaft regt Debatte zur Bildungspolitik an

Von Philipp Hoffmann 30.03.2010, 04:48

Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt mischt sich mit Vorschlägen zu einer besseren Berufsvorbereitung an Schulen in die Bildungspolitik ein. Das " Forum für Wirtschaft und Arbeit " legte gestern in Magdeburg eigene Thesen vor. Sie sollen eine breite Diskussion darüber anstoßen, wie ein zunehmender Fachkräftemangel im Land vermieden werden kann.

Magdeburg. Die im Forum zusammengeschlossenen Vertreter von Wirtschaftsverbänden, Kammern, Behörden und Kommunen machen einen dringenden Handlungsbedarf aus : Schon jetzt könnten die Unternehmen in Sachsen-Anhalt ein Drittel ihrer Ausbildungsplätze nicht besetzen. Hauptgrund sei die mangelnde Ausbildungsreife vieler Bewerber, heißt es in den " Thesen zur Bildungspolitik ".

Anstoß nimmt das Forum auch an den hohen Abbrecherquoten im Land : Jeder Zehnte beendet die Schule, jeder Vierte die Ausbildung ohne Abschluss.

Die Wirtschaftsvertreter fordern, den Praxisbezug in den Schulen zu erhöhen. Wirtschaftsminister Reiner Haseloff ( CDU ) zufolge hat das Forum festgestellt, dass es in Schulbüchern an Bezügen zur Praxis mangelt. Für ausbaufähig hält die Wirtschaft zudem die Nutzung von Schülerpraktika.

Als einen Erfolg wertet das Forum das Projekt BRAFO zur Berufsorientierung an Schulen. Nun müsse auch der Wettbewerb " Berufswahlsiegel ", der Schulen mit vorbildlicher Berufsorientierung auszeichnet, landesweit ausgedehnt werden, sagte die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, Carola Schaar.

Arbeitgeberpräsident Klemens Gutmann wünscht sich, dass an allen Schulen die Verantwortung für die Berufsvorbereitung verinnerlicht wird. Hier gebe es insbesondere an Gymnasien noch Nachholbedarf, sagte Gutmann.

Das Forum plädiert dafür, Schulen mehr Eigenverantwortung zuzugestehen. So sollen sie selbst ihr Personal aussuchen dürfen. Zudem sollen Lehrer nach Leistung bezahlt werden.

In den Thesen wird eine Abkehr vom Frontalunterricht hin zu einem " interaktiven Lernen " angeregt : Es müssten mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden, etwa durch die Verbindung von Lesen, Reden und Bewegen. Neben einer Stärkung der Grundkompetenzen spricht sich das Forum für eine bessere Vermittlung sozialer Fähigkeiten wie Zuverlässigkeit aus.

Die Wirtschaft sieht sich auch selbst gefordert. So wollen sich die Kammern an einer Stiftungsprofessur zur Ausbildung von Wirtschaftslehrern beteiligen. Dem Regionalchef der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius, zufolge wird es weiterhin stützende Maßnahmen für Schulabgänger geben : " Der Ansatz darf nur nicht sein, dass man nach der Schule noch alles reparieren könne. "