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Jeder sechste Beschäftigte verdient seine Brötchen in anderen Bundesländern Fachkräfte aus Sachsen-Anhalt zieht es zur Arbeit nach Niedersachsen und Sachsen

Von Bettina Koch 14.05.2012, 03:35

Aus Sachsen-Anhalt fahren rund 136000 Frauen und Männer in ein anderes Bundesland zur Arbeit. Nur halb so viele sind auf der entgegengesetzten Spur unterwegs. Auch Magdeburg ist beim Pendlersaldo im Minus.

Magdeburg/Halle l Sachsen-Anhalts Unternehmen befürchten in den nächsten Jahren einen zunehmenden Fachkräftemangel. Schon jetzt werden die Lehrstellenbewerber knapp, viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Potenzial zur Lösung des Problems sehen Politik und Arbeitsagenturen unter anderem bei den Auspendlern. Das Pendlersaldo ist deutlich negativ und müsste umgekehrt werden.

Um die Pendler von der Straße und zurück in sachsen-anhaltische Unternehmen zu holen, bedarf es attraktiver Stellenangebote mit guten Einkommen, betonte Matthias Kaschte, Chef der Agentur für Arbeit Magdeburg, bei der Vorstellung des Arbeitsmarktmonitors. "Das Kardinalproblem ist der Lohn." Dabei müsse dieser ja gar nicht unbedingt so hoch sein wie in Wolfsburg oder Hannover, denn kürzere Arbeitswege bedeuteten niedrigere Fahrtkosten, und die Zeitersparnis erhöhe die Lebensqualität.

Leipzig und Wolfsburg sind beliebteste Pendlerziele

Aus Sachsen-Anhalt fuhren im vergangenen Jahr 136600 Männer und Frauen zur Arbeit in ein anderes Bundesland - 1100 mehr als im Jahr zuvor, teilte die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit in Halle mit. Die Auspendlerquote, also der Anteil der Auspendler an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, lag bei 16,3 Prozent. Damit hatte jeder sechste sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zwischen Arendsee und Zeitz einen Job in einem anderen Bundesland. 2001 lag die Auspendlerquote bei 14,3 Prozent. 70 Prozent der Aus- und 66 Prozent der Einpendler waren Männer.

Wie die Statistiker errechneten, arbeiteten im vergangenen Jahr 56 Prozent der Pendler aus Sachsen-Anhalt in Westdeutschland. Allein nach Niedersachsen zog es 41900 Arbeitnehmer. Auf Platz zwei auf der Beliebtheitsskala stand Sachsen - dort arbeiteten 30000 Sachsen-Anhalter. Bei den beliebtesten Arbeitsorten belegen Leipzig und Umgebung, Wolfsburg, Berlin und die Region Hannover die vorderen Plätze. Die Zahl der Einpendler nach Sachsen-Anhalt stieg 2011 um 2300 auf 59000. Die meisten - 77 Prozent - kamen aus den benachbarten Bundesländern (21400 aus Sachsen, 9300 aus Thüringen und rund 8000 aus Brandenburg, 14000 kamen aus Westdeutschland).

Halle im Plus, Magdeburg mit negativem Saldo

Der Pendlersaldo, die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern, lag in Sachsen-Anhalt bei minus 77600. Lediglich der Agenturbezirk Halle kann mit einem Plus von 4800 Beschäftigten glänzen. Das größte Minus verbuchte der Agenturbezirk Stendal mit einem Minus von 15600. Der Agenturbezirk Magdeburg kommt auf ein Minus von rund 10000. "Auspendler sind überwiegend Fachkräfte, die die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt gegenwärtig und perspektivisch immer stärker brauchen wird ", stellte Kay Senius, Chef der BA-Regionaldirektion in Halle, fest.

Unter den Auspendlern dominieren nach seinen Angaben Berufe des verarbeitenden Gewerbes (19 Prozent), aus Bauberufen (12 Prozent), aus dem Handel (13 Prozent) und aus der Transport- und Logistikbranche (11 Prozent). Den mehr als 74200 pendelnden Fachkräften dieser Berufsgruppen standen gerade einmal 30800 Einpendler aus den gleichen Branchen gegenüber. Aus dem Agenturbezirk Magdeburg fuhren rund 8000 Beschäftigte zur Arbeit nach Helmstedt, nur 1000 fuhren in entgegengesetzter Richtung. Nach Braunschweig und Hannover waren 4350 Leute unterwegs, auf der Gegenspur bewegten sich nur 600. Ein Plus für Magdeburg bringt die Altmark: Während sich gut 3000 Leute in Richtung Agenturbezirk Stendal in Bewegung setzten, verdienten 5200 Altmärker ihre Brötchen im Agenturbezirk Magdeburg (mit Börde, Jerichower Land und Altkreis Schönebeck). Zuwachs gibt es auch aus den Agenturbezirken Halberstadt, Sangerhausen und Merseburg, während Magdeburg an Leipzig Fachkräfte verliert.