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In der Bundeshauptstadt wird der Traum eines freien Internetzugangs für alle langsam Realität Erste kostenfreie WLAN-Netze in Berlin

22.10.2012, 01:26

In Berlin rückt der Traum eines freien Internetzugangs für alle zumindest zaghaft näher an die Realität heran. Seit Freitag können Nutzer von mobilen Computern und internetfähigen Handys in der Hauptstadt an ersten öffentlichen Plätzen kostenfrei im Netz surfen.

Von Daniel Bouhs

Berlin (dapd) l Der Betreiber Kabel Deutschland nahm dafür rund um den vor allem bei Touristen beliebten Hackeschen Markt im Stadtzentrum und die Ausgehmeile Kastanienallee im Szenestadtteil Prenzlauer Berg mehr als 40 sogenannte WLAN-Hotspots in Betrieb. Ende 2013 sollen es 100 sein.

"Wir sind sehr glücklich über diese Initiative", sagte Björn Böhning, Netzpolitiker der SPD und Leiter der Berliner Senatskanzlei. "Wir wünschen uns, dass Berlin die WLAN-Metropole Deutschlands wird." Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) fördert das Projekt nach eigenen Angaben mit 316000 Euro. Der Telekommunikationskonzern rechnet mit Gesamtkosten von insgesamt etwa zwei Millionen Euro.

Den Luxus eines gänzlich kostenfreien WLAN-Zugangs leistet sich die Stadt mit dem Projekt "Public Wifi Berlin" ("Öffentliches kabelloses Internet Berlin") allerdings nicht: Die Zugänge sollen allein an öffentlichen Plätzen, Museen und Behörden in Berlin und auch in Potsdam eingerichtet werden - aber nicht flächendeckend. Der Vorsitzende des Vereins Digitale Gesellschaft, Markus Beckedahl, erklärte dazu: "Eine Revolution ist das mit rund 100 geplanten Hotspots nicht." Mehr öffentliche Zugänge seien aber "trotzdem gut".

Außerdem können nur Stammkunden des Betreibers Kabel Deutschland hier unbegrenzt surfen. Allen anderen steht der WLAN-Zugang zunächst nur für 30 Minuten pro Tag frei zur Verfügung. Die einzige Ausnahme soll ein multimediales Informationsportal mit Neuigkeiten aus der Region sein, das die MABB fördert und das für das Frühjahr nächsten Jahres geplant ist. Die Inhalte, die Zeitungen und Sender aus der Region beisteuern könnten, sollen dann ständig frei abrufbar sein.

An einem möglichst umfassenden WLAN von Bürgern für Bürger arbeitet hingegen parallel die Bewegung der Freifunker weiter. Sie möchte erreichen, dass viele Bürger ihre Netze freischalten. Die MABB erklärte, neben dem Aufbau der WLAN-Hotspots von Kabel Deutschland auch dieses Projekt fördern zu wollen.

Die Freifunker konzentrieren sich in der Bundeshauptstadt bisher auf den alternativen Szenebezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie helfen Nutzern, ihre Netze bei der Öffnung für Dritte rechtlich abzusichern.

Netzaktivist Beckedahl, der für die Grünen im Medienrat der MABB sitzt, freute sich über die Förderung der Freifunker-Aktivitäten. "Freie Funknetze sind die offenen Kanäle des 21. Jahrhunderts", sagte er. Die MABB will unter anderem die Frage klären, wie in dem Netz mit illegalen Aktivitäten umgegangen wird. Geplant ist zudem, den ehrenamtlichen Freifunkern die technischen Abnahmen zu bezahlen, die immer dann anfallen, wenn Funkmasten auf öffentlichen Gebäuden installiert werden. Laut MABB-Präsident Hans Hege geht es "aber um deutlich weniger Geld als das, das Kabel Deutschland erhält".

Auch Kabel Deutschland will die Bewegung fördern, heimische WLAN-Netze für Dritte zu öffnen. Der Vorstandsvorsitzende Adrian von Hammerstein warb für sogenannte Homespots: Seine Kunden könnten damit per Knopfdruck einen Teil ihrer Bandbreite für Dritte öffnen und so dafür sorgen, dass das mobile Internet nicht belastet wird. Gespräche mit den Freifunkern seien denkbar, aber noch nicht geplant.