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Bundesamt genehmigt Großversuch / Kritiker sehen mangelhafte Prüfung und Risiken Deutschlands größtes Feld mit Gen-Weizen entsteht in der Börde

Von Lion Grote 08.12.2012, 02:17

30 Prozent mehr Protein soll der gentechnisch veränderte Weizen enthalten, der schon bald in Üplingen wachsen soll. Doch gegen den größten Feldversuch in Deutschland regt sich Widerstand.

Üplingen l In Üplingen bei Ausleben (Landkreis Börde) wächst bald die größte Fläche von gentechnisch verändertem Weizen Deutschlands. Einen entsprechenden Antrag des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jetzt genehmigt.

Auf 10000 Quadratmetern - eine Fläche von knapp zwei Fußballfeldern - soll nach Möglichkeit noch in diesem Jahr der Weizen gepflanzt werden. "Dafür muss der Boden allerdings frostfrei sein", erklärt IPK-Sprecher Roland Schnee auf Nachfrage der Volksstimme. Bis 2014 sollen in Ausleben rund 43000 Weizenpflanzen gesät werden.

Das Institut testet mit dem Freilandversuch gentechnisch veränderten Winterweizen, der bis zu 30 Prozent mehr Korn und Protein enthalten soll. Ohne Gentechnik ließen sich solche Steigerungen nicht erreichen. "Nur über einen Feldversuch aber lassen sich verlässliche Daten sammeln", sagt Schnee.

Schon im Vorfeld hatte sich gegen die Pläne des IPK Widerstand geregt. Eine Vereinigung von zehn Interessensgemeinschaften und Vereinen hatte bereits im Oktober eine schriftliche Einwendung an das Bundesministerium für Verbraucherschutz geschickt. "Bis heute haben wir keine Antwort", sagt Vertreterin Annemarie Volling.

Aus ihrer Sicht seien die Risiken nicht ausreichend geprüft worden. "Bei diesen Pflanzen wurde ein massiver Eingriff in den Stoffwechsel vorgenommen. Das ist eine neue Dimension der Gentechnik", erklärt Volling. Für sie sei es unverständlich, wie ein solcher Versuch in Deutschland zugelassen werden konnte. "Man weiß zum Beispiel nicht, was mit Tieren passiert, die von diesen Pflanzen fressen. Hinzu kommt die Gefahr der unkontrollierten Streuung", sagt Volling.

"Wir sehen keinerlei Gefahrenpotenzial."

IPK-Sprecher Roland Schnee

Das IPK hingegen sieht sich gut vorbereitet. "Unser Antrag wurde vom Robert-Koch-Institut und den Bundesämtern für Naturschutz und Risikobewertung geprüft. Wir sehen keinerlei Gefahrenpotenzial", sagt Sprecher Roland Schnee. Doch damit möchte sich Annemarie Volling nicht zufriedengeben. Ihr fehlen geeignete Prüfkriterien bei der Zulassung eines Freilandversuchs dieses Ausmaßes.

"Das Verbraucherschutzministerium wird seiner Verantwortung nicht gerecht", beklagt Volling. Deshalb wird auch geprüft, ob gegen die Entscheidung des BVL geklagt werden könne. Voraussetzung dafür aber wären wohl auch Einwände aus der betroffenen Gemeinde Ausleben - und die blieben bislang aus.

Bereits mehrfach hat es gegen Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen des IPK Proteste gegeben. 2008 drangen Aktivisten in das Institut in Gatersleben ein und zerstörten einen Großteil der Pflanzen. Der Prozess um 250000 Euro Schadensersatz in Magdeburg ist noch immer nicht abgeschlossen. 2011 protestierten Bauern am Schaugarten in Üplingen. Eben dort also, wo schon bald neuer Gen-Weizen wachsen soll.