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Bronzeplastik der Erinnerungsstätte des ehemaligen KZ-Außenlagers in Genthin-Wald gestohlen Metalldiebe machen vor KZ-Ehrenmal nicht halt

Von Manuela Langner 16.02.2013, 02:24

Genthin l Oberhalb der dargestellten Fußknöchel ist die Bronzefigur in der Erinnerungsstätte Genthin-Wald vermutlich mit einer Flex vom Sockel abgetrennt worden. Zeugen hatten am Freitagvormittag das Fehlen der Skulptur bemerkt und die Polizei verständigt. Neben dem Genthiner Kommissariatsleiter Torsten Müller war auch Bürgermeister Wolfgang Bernicke vor Ort.

Die Erinnerungsstätte des ehemaligen KZ-Außenlagers Genthin-Wald befindet sich direkt an der B107. Die von der Magdeburger Künstlerin Ursula Schneider-Schulz geschaffene Bronzeplastik mahnt das Schicksal der etwa 700 Häftlingsfrauen der Außenstelle der Konzentrationslager Ravensbrück/Sachsenhausen an, die zwischen 1943 und 1945 gezwungen wurden, für die Silva Metallwerke in Genthin-Wald Munition herzustellen.

Laut dem Genthiner Diplom-Historiker Klaus Börner, der sich seit Jahren für eine angemessene Gestaltung der Erinnerungsstätte einsetzt, ist die gestohlene Bronzeplastik etwa 1,20 Meter groß. Ihr Gewicht schätzte er auf bis zu eine Tonne. Die Polizei geht von mehreren hundert Kilogramm aus. "Die Figur musste damals mit einem Kran gehievt werden", erinnerte sich Klaus Börner. Mitte der 1960er Jahre wurde die Plastik aufgestellt.

Auftragsarbeiten oder Ankäufe von Ursula Schneider-Schulz, die die Hochschule für Architektur und bildende Künste in Weimar besuchte und ihre Aspirantur in Berlin-Weißensee absolvierte, stehen auch in Berlin, Weimar, Jena und Bonn. In Magdeburg trifft man unter anderem am Schleinufer auf ihre "Spielenden Kinder" und vor dem AMO auf das "Tanzende Paar".

Gedenktafeln und Buchstaben am Ehrenmal entwendet

Mit brachialer Gewalt gingen die Täter auch am Sowjetischen Ehrenmal an der Berliner Chaussee in Genthin vor. Hier wurden sechs Bronzetafeln entwendet und mehrere Buchstaben des Gedenkschriftzuges herausgerissen oder herausgehebelt.

"Jeder Diebstahl ist eine Straftat, aber Gedenkstätten anzugreifen, ist besonders verwerflich", sagte Thomas Kriebitzsch, Pressesprecher des Polizeireviers Jerichower Land. Ein ähnlich gravierender Fall ereignete sich vor einiger Zeit in Möser. Dort wurde das halbe Kupferdach von der Kirche gestohlen.