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Schulpflicht / Busse fahren / Info-Telefon für Eltern / GEW fordert mehr Geld und pädagogisches Gesamtkonzept Streikbeteiligung bei Lehrern im Kreis hoch, Schulen sind für Betreuung gewappnet

Von Nora Schmackert und Andreas Mangiras 04.03.2013, 01:19

Morgen ist Ganztagsstreik - auch an den Schulen im Jerichower Land. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert für die Lehrer bessere Vergütung und bessere Lern- und Arbeitsbedingungen. Schule ist dennoch. Es gilt Schulpflicht. Auch die Busse fahren. An den Schulen im Kreis wird nach Notfallplänen gearbeitet, um wenigstens die Betreuung abzusichern.

Burg/Genthin/Parey/Parchen/Brettin/Jerichow/Loburg l Aus dem Kreis Jerichower Land wird mehr als jeder dritte der etwa 700 Lehrer zur zentralen Kundgebung in Magdeburg fahren. Das kündigte GEW-Kreisvorsitzender Ingo Doßmann, selbst Lehrer und Leiter einer Grundschule in Genthin, auf Volksstimme-Nachfrage an. Fünf Busse sind gechartert, die morgen etwa 250 angestellte Lehrer aus Schulen im gesamten Kreisgebiet zur zentralen Kundgebung auf den Magdeburger Domplatz bringen sollen.

Die Resonanz ist beträchtlich. Nur angestellte Lehrer dürfen streiken, Beamte nicht. Auch wer in Altersteilzeit ist, hält sich zurück, da er, so Doßmann, mit größeren Konsequenzen seitens des Arbeitgebers rechnen müsse, als jene Lehrer, die im "Normaldienst" sind. Nicht alle Teilnehmer sind in der Gewerkschaft, sieht der GEW-Chef Solidarität und dass die Forderungen der Gewerkschaft in den Tarifverhandlungen ziehen.

Dabei geht es der GEW bei weitem nicht nur um mehr Geld, 6,5 Prozent Plus werden gefordert. Es geht ihr gleichermaßen, so Doßmann, um bessere Arbeits- und Lernbedingungen. Ein pädagogisches Gesamtkonzept fehle. Die Kollegen arbeiteten an der "Grenze des Zumutbaren". Jetzt gebe es Pläne, die Wochenarbeitszeit um weitere zwei Stunden zu erhöhen. Zugleich sollte die sogenannte Zeittafel gekürzt werden. Das heißt: Angebote für die Schüler zur Förderung und für die Freizeit würden verringert. All dies sei "ein Fiasko", gegen das sich die Lehrer zur Wehr setzen wollten.

In den Schulen des Kreises laufen seit voriger Woche die Vorbereitungen, wie am Streiktag Unterricht und Betreuung abgesichert werden können. In der Regel sind Eltern von ihren Schulen informiert worden.

Es herrscht Schulpflicht. Schule fällt nicht aus. "Auch die Busse fahren - ganz normal", stellte Landrat Lothar Finzelberg auf Volksstimme-Nachfrage klar.

Eine Volksstimme-Umfrage am Freitag an Schulen im Kreis bestätigt dieses Bild.

"Die Schulleiter im Jerichower Land haben alle Ahnung von dem Schulstreik. Wir hatten am Donnerstag eine Beratung", betonte Angelika Wiegmann, Leiterin der Grundschule "Ludwig Uhland" Genthin. "Bei uns in der Grundschule haben wir Elternbriefe rausgeschickt. Es war mir wichtig, für meine Eltern die Sicherheit zu schaffen, dass die Betreuung ihrer Kinder gewährleistet ist. Glücklicherweise haben wir drei verbeamtete Kräfte und eine in Altersteilzeit. Wir haben einen Notdienst von 7.10 bis 13 Uhr eingerichtet, der findet dann im Erdgeschoss unserer Schule statt."

"Wir haben einen Notfallplan, wie wir alle Schüler beaufsichtigen können. Wir sehen das gelassen", erklärte Dr. Malte Theuerkauf, Leiter des Roland-Gymnasiums in Burg, "auch wenn wir davon ausgehen, dass eine Mehrheit der Lehrer am Streik teilnimmt. Genaues wissen wir am Dienstag."

Ruhig und besonnen geht man auch an den Berufsbildenden Schulen "Conrad Tack" in Burg heran. "Es wird nicht so ein Problem. Mehr als die Hälfte der Lehrer ist verbeamtet", erläuterte der stellvertretende Schulleiter Dr. Marco Dominé. "Wir haben verschiedene Varianten. Wir werden Klassen aufteilen. Wo das nicht geht, erhalten Schüler Aufgaben."

An der Sekunderschule in Loburg steht der Notfallplan ebenfalls, bestätigte Schulleiter Bernd Wesenberg. Zwei siebte Klassen sind am Dienstag zum BRAFO-Projekt in Burg. Alle anderen Klassen werden so zusammengefasst, dass sie in zwei Blöcken, zu je drei Stunden unterrichtet werden können.

Die Kinder werden betreut, lautete die klare Ansage aus der Pestalozzi-Grundschule in Burg. Einschränkungen werde es geben. Man müsse den Tag abwarten, inwieweit Unterricht möglich sein werde.

Gleiches Bild auch an der "Lindenschule" in Burg, einer Förderschule für geistig Behinderte. "Kein Kind bleibt auf der Straße stehen. Wir werden alle betreuen. Werden Dienstag mal sehen und das Beste draus machen. Die Eltern sind informiert", hieß es dort am Freitag.

An der Genthiner Diesterweg-Grundschule "wissen wir Bescheid und werden die Betreuung abdecken. Der Unterricht wird nicht nach Plan laufen, wenn Kollegen ausfallen. Die Eltern sind darüber informiert."

Auch am Bismarck-Gymnasium in Genthin stehen die Zeichen auf Streik. "Hier wird gestreikt. Wer das von den Kollegen macht, dass wissen wir allerdings nicht. Das weiß nur die Gewerkschaft", erklärte Schulleiter Gotthard Wienmeister. "Alle, die verbeamtet sind, erscheinen zum Dienst. Wir werden operativ entscheiden, was am Dienstag geschieht. Der Schulbetrieb wird in jedem Fall laufen."

"Verbeamtete Kollegen haben wir recht viele, daher wird der Lehrerstreik bei uns kein Problem sein", sagte Bianka Richter von der Albrecht-Dürer-Schule, Sonderschule für Lernbehinderte, Parchen. "Die Betreuung ist auf jeden Fall abgedeckt. Darüber haben wir die Eltern auch informiert."

Auch die Grundschule Jerichow ist vorbereitet. Durch die verbeamteten Lehrer gebe es keine Probleme im Schulbetrieb. Die Aufsicht der Kinder werde gewährleistet."

Gleiches bestätigt auch Ingo Koch, stellvertrender Leiter der Sekundarschule Elbe-Parey: "Bei uns ist die Betreuung gewährleistet. Es wird natürlich Unterricht der streikenden Kollegen ausfallen. Dagegen können wir uns auch nicht wehren, sonst werden die betreffenden Kollegen ja zu Streikbrechern. Aber die Eltern wissen Bescheid, wir haben einen Elternbrief rausgeschickt."