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Jan Eiglmeier kümmert sich in Burg um Betroffene und ihre Familien 348 Klienten in zwölf Monaten: Suchtberatung in Burg ist voll ausgelastet

Von Nora Schmackert 18.03.2013, 01:20

Die Drogenberatungsstelle in Burg hat viel zu tun. Sozialpädagoge Jan Eiglmeier kümmert sich um das Beratungsangebot. Im Jahr 2012 schaffte nach wie vor der Alkohol als Droge die größten Probleme.

Burg l Die Suchtberatung des Paritätischen in Burg liegt in der ersten Etage eines historischen Hauses. Die Wände sind gelb gestrichen, viele Fenster lassen Licht herein. Holzbalken geben den Räumen etwas heimeliges. Hier arbeitet Sozialpädagoge Jan Eiglmeier: "Viele Leute denken wunder, wie düster es in einer Suchtberatungsstelle aussehen muss." Das tut es in Burg nun wirklich nicht. "Meine Tür steht immer offen. Jeder kann vorbeikommen oder anrufen", bietet der 35-Jährige an.

Und diese Möglichkeit wird wahrgenommen. Die aktuelle Statistik zeigt, dass die Beratungsstelle von Jahr zu Jahr immer mehr Fälle bearbeitet. In 2012 waren es 348 Klienten.

Da Jan Eiglmeier in Burg alleine berät und mit seinem Kollegen Jan Fehricke in Genthin zu zweit das ganze Jerichower Land betreut, kann er nachweislich bestätigen, dass die Drogensuchtberatung vor Ort voll ausgelastet ist. "Ich komme schon an gewisse Grenzen", sagt er. Mehr dürfe es eigentlich nicht werden, wolle er das Beratungsniveau halten.

Seine Arbeit besteht nicht nur in der Erstberatung und Einschätzung der Suchtkranken, sondern auch in der Krisenintervention, Langzeitbetreuung, Notfälle und, ein wichtiger Punkt, in der Prävention. "Leider kann ich mich in dieser Hinsicht nicht voll auslassen." Auch wenn Prävention genau so wichtig sei, wie die Beratung von Suchterkrankten. "Doch wenigstens einmal die Woche ist es mir möglich."

So konnte er zusammen mit seinem Genthiner Kollegen im letzten Jahr insgesamt 57Suchtpräventionsmaßnahmen registrieren. "Meist fällt da die Arbeit mit Jugendlichen durch Seminare direkt in den Schulen drunter." Denn hier ist es nach wie vor wichtig, Aufklärung zu betreiben. Immerhin 142Beratungen betrafen im letzten Jahr Klienten unter 30 Jahren.

Hauptkonsumgut bleibt immer noch der Alkohol, als legale Droge. "Er ist überall zu bekommen und in der Gesellschaft akzeptiert", gibt Eiglmeier zu bedenken. Allerdings verzeichnete die Beratungsstelle auch eine Zunahme an Cannabis und Stimulanzien - letzteres ist zum Beispiel die Modedroge Crystall. "Das kommt aus den Großstädten und Tschechien ins Jerichower Land", sagt Eiglmeier. Das gefährliche sei, dass innerhalb kürzester Zeit eine Abhängigkeit eintritt. "Die Personen sind 30 Stunden am Stück wach, aktiv und leistungsfähig." Die Quittung folgt prompt. Den Körper verlangt es nach Ruhe, den Abhängigen nach einer neuen Dosis. Der Teufelskreis beginnt.

So beschäftigen Jan Eiglmeier nicht nur altbekannte Drogen, sondern er setzt sich immer öfter mit neuen Situationen auseinander. Trotz der vielen Klienten, der nicht selten traurigen oder sogar tragischen Schicksale, die sich dahinter verbergen. Trotz des Gefühls, in Burg und Umgebung Einzelkämpfer zu sein, gibt der junge Sozialpädagoge verhalten zu, dass ihm seine Arbeit Spaß macht. "Denn Erfolge machen mir deutlich, dass meine Arbeit etwas bringt." Und unter Erfolg zählt Eiglmeier nicht nur, jemanden zur Abstinenz zu führen. "Schon wenn jemand hier auftaucht, hat er einen großen Schritt gewagt. Das ist bereits ein kleiner Erfolg für mich."