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Erste Bewohner kehren tagsüber in ihre Häuser zurück, um mit den Aufräum- und Reinigungsarbeiten zu beginnen Vor den Häusern von Alt Lostau türmen sich Hab und Gut

Von Thomas Rauwald 14.06.2013, 03:14

In Alt Lostau surren vereinzelt Stromgeneratoren. Seit gestern ist es in einigen Häusern möglich, mit dem Aufräumen zu beginnen.

Lostau l Noch liegt etwas Gespenstisches über der Pflasterstraße in Alt Lostau. Die meisten Häuser sind noch menschenleer. Auf einigen Grundstücken surren jedoch Stromaggregate. Die ersten Alt Lostauer sind gestern Vormittag in ihre Häuser zurück gekehrt, um mit den Reinigungs- und Aufräumarbeiten zu beginnen.

Vor einem Debakel stehen Daniela Schönemann und ihr Lebenspartner Steven Fuhr. Die Tür zum Haus steht offen. Ein Blick hinein offenbart aufgetürmte Möbel. Der Fußoden im Flur ist schon vollständig herausgerissen worden. Auf dem Beton liegen die Leitungen zum Heizkörper frei. "Alles ist vollkommen durchgeweicht", sagt Steven Fuhr. In der gesamten unteren Etage muss der Fußboden entfernt werden. Ein Drama. Denn erst vor einem Jahr haben die jungen Leute mit ihrer kleinen Tochter das Haus der Eltern und Großeltern in die dritte Generation übernommen, fein herausgeputzt und neu möbliert. "Nun ist alles hin", wird es Daniela Schönemann mulmig. In wie weit die Versicherung einspringt, wissen die jungen Leute nicht. In ihrer Hausratversicherung ist zwar eine Elementarversicherung inbegriffen, nicht aber in der Gebäudeversicherung. Zu der vielen Arbeit kommt nun die Sorge ums Geld hinzu. Die jungen Leute erarbeiten es sich hart. Er ist Berufspendler nach Berlin, sie fährt täglich in Richtung Westen. Ihre Arbeitgeber haben den Flutopfern frei gegeben.

Mit der Haussanierung vor einem Jahr hatten die jungen Leute auch die Heizung von Öl auf Gas umgestellt. Das Heizaggregat war im Keller stationiert - es ist nicht mehr zu gebrauchen.

Noch steht das Wasser der Elbe unmittelbar am Zauntor zum Garten. Es wird noch einige Zeit dauern, bis es den Spielplatz der Tochter wieder frei gibt.

Wenn die Aufräum- schicht zu Ende ist, werden sie Alt Lostau am Abend wieder verlassen und ins Übergangsdomizil nach Magdeburg fahren.

Vor dem Nachbarhaus nimmt Nancy Wienke ihre Schwiegermutti in den Arm. Sie kann die Tränen nicht unterdrücken. Ein paar Schritte weiter türmt sich ein Haufen von unbrauchbar gewordenen Möbeln, Betten, Waschmaschine, Trockner...

Das Hab und Gut der Familie Wienke ist hin. Auch sie muss wieder ganz von vorn anfangen. Andere Bewohner von Alt Lostau sind unschlüssig, ob sie nicht wegziehen sollen. Erst das Drama im August vor elf Jahren, als schon einmal das Dorf unter Wasser stand. Nun schon wieder und noch viel schlimmer. Die finanziellen Polster schmelzen. Vielen fällt es schwer, wieder Lebensmut zu schöpfen.

Vor seinem Haus steht auch Dieter Viebig. "Ja", sagt er, "wir sind ja schon Hochwasser erprobt. Aber diesmal war es besonders schlimm. Nur gut, dass bei uns das Wasser nur langsam steigt und nicht so zerstörerisch durch die Straßen schießt wie in den Flutgebieten in Süddeutschland."

Auch er hat sich ein Stromaggregat zugelegt. Zunächst war das nützliche Gerät im Baumarkt in Burg nicht zu haben. Man hatte ihm aber versprochen, anzurufen, wenn welche geliefert werden. Das war dann am Mittwoch. Seit gestern leistet er seine Arbeit. Sohn Frank hat den Kärcher in Betrieb genommen, reinigt die völlig verschmutzten Gegenstände aus Haus und Hof. Derweil bugsiert Inge Viebig die vollgelaufenen, schweren Blumenkästen an ihren Stammplatz.

Eine offizielle Freigabe des Dammes nach Alt Lostau, so Stabschef Hartmut Dehne, wird es noch nicht so gleich geben.