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Katastrophenzustand gestern aufgehoben / Bürgermeister Jens Hünerbein zieht erste Bilanz / Kosten noch unklar "Das Hochwasser hat uns deutlich Grenzen aufgezeigt"

Von Sebastian Siebert 18.06.2013, 03:18

Gommern l Seit gestern um 8 Uhr ist die Katastrophe offiziell vorbei - zumindest im Landkreis Jerichower Land und somit auch in Gommern. Bürgermeister Jens Hünerbein fasste gestern zusammen: "Wir haben unheimlich Glück gehabt."

Übermannshoch, groß und breit wie ein Geländefahrzeug und sicherlich noch schwerer - die Maße der niederländischen Hochleistungspumpe sind beeindruckend. Das Monstrum pumpt zurzeit Wasser zurück in die Ehle. Ungefähr an der Stelle, an der es noch vor wenigen Tagen über die Deichkante in das anliegende Waldgebiet floss. Fast 200 Hektar sei die Fläche groß, meinte Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein und fügte an: "Die Wassermenge wird auf etwa 1,5 Millionen Kubikmeter geschätzt."

Diese Menge, zumindest große Teile davon, soll die Riesenpumpe nun wieder über den Deich in das Flussbett befördern. Seit Sonntag hat sie ihre Arbeit aufgenommen und befördert 4900 Kubikmeter in der Stunde über den Deich. Rund fünf Zentimeter habe der Wasserstand auf der Waldseite seitdem abgenommen, schätzte ein Mechaniker gestern. Die Verantwortung für die Wasserrückführung liegt nun beim Unterhaltungsverband Ehle-Ihle und dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Denn seit gestern ist der Katastrophenzustand aufgehoben. "Wir haben unheimlich Glück gehabt bei uns in der Einheitsgemeinde", sagte Jens Hünerbein gestern zusammenfassend. "Das Hochwasser zeigte uns deutlich Grenzen des Machbaren auf." Er sei sehr dankbar für die Unterstützung aus der Bevölkerung und der Unternehmerschaft. Letztere haben gerade in kritischen Momenten Technik zur Verfügung gestellt. Er wünsche sich, dass aus dem Hochwasser Lehren gezogen werden, damit Gommern für die künftigen Hochwasser gerüstet sei.

"Der Deichbereich bei Plötzky und Pretzien und der Bereich linksseitig der Ehle müssen erneuert werden." Eben dieser Deich wurde überspült. Zwar sei er nach 2002 teilweise erneuert worden, aber das reiche eben nicht. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde mehr in den Deich investiert, dieser ist auch höher als der andere. "Da werden wir nachhaken." Sein Mitgefühl gelte allen, die wesentlich unter dem Wasser gelitten haben. "Insbesondere in der Elbe-Saale und Elbe-Havel-Region", sagte er.

Die Kommunikation mit dem Kat-Stab habe ohne Probleme funktioniert, auch die Bereitschaft der Wehren lobte Hünerbein. "Alle Wehren waren über mehrere Tage im Einsatz", betonte er.

Auch die Zusammenarbeit mit den Ortsleitungen Plötzky und Pretzien habe gut funktioniert. Durch das Ziehen des Pretziener Wehrs waren die beiden Orte von der Versorgung durch den Salzlandkreis abgeschnitten und wurden von Gommern aus versorgt. "Die Zusammenarbeit war konstruktiv und zielorientiert", sagte der Bürgermeister.

Dornburg habe noch mit dem Drängwasser zu kämpfen. Es werde geprüft, ab wann die Zufahrt nach Dornburg über Dannigkow zumindest bis zur Straße Am Theuberg freigegeben werden kann, erzählte er.

Die Feuerwehren in den Orten haben ihre Gerätehäuser wieder bezogen und sind einsatzbereit. "Die Bereitschaft der Feuerwehr gegen Brände war übrigens während der gesamten Zeit der Katastrophe gegeben", betonte Jens Hünerbein.

"Wir werden noch Aufräummaßnahmen organisieren", sagte Hünerbein. Sandsäcke müssen in ein Zentrallager gebracht werden. Die Deichwachen sollen demnächst auch eingestellt werden. "Dann heißt es abrechnen", fügte er an.

Wie viel die Maßnahmen gegen das Hochwasser insgesamt gekostet haben, könne er bislang noch nicht sagen. Aber er ist sich sicher: "Es ist im sechsstelligen Bereich."

Gommern werde das Geld auslegen und dann mit dem Landkreis abrechnen.

Die Fluthilfeauszahlung laufe momentan. Dabei können Betroffene gegen einen Nachweis ihrer Schäden bis zu 400 Euro pro Erwachsenen und 250 Euro pro Kind bekommen. Die Hilfe kann im Rathaus beantragt werden.