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Das Jerichower Land wird 20 Jahre alt - Die ersten Menschen lebten hier vor 200 000 Jahren. Von Franziska Ellrich Das Jerichower Land von A bis Z: Alles beginnt mit einem Faustkeil in Gerwisch

07.01.2014, 01:11

Das Jerichower Land feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Was macht diesen Kreis so besonders? In einer Serie von A wie Anfang bis Z wie Ziegelsdorfer Telegraf gehen Volksstimme-Redakteure der Sache auf den Grund. A wie Anfang: Vor 200 000 Jahren kamen die ersten Bewohner.

Genthin l Faustkeile aus Feuerstein, wie der aus Gerwisch, wurden nur in der mittleren Altsteinzeit als Werkzeug benutzt. "Leitfossil", nennt Antonia Beran den Fachbegriff für das Fundstück, anhand dessen Historiker bestimmen können, dass vor 200 000 Jahren die ersten Menschen im Jerichower Land lebten. Zur Zeit der Neandertaler. Eine Nachbildung hängt im Kreismuseum in Genthin. "Als die Menschen damit arbeiteten, gab es in unserer Region auch noch Mammuts und Wollhaarnashörner", erklärt Museumsleiterin Antonia Beran.

Doch mit der letzten Eiszeit starben diese Tiere aus und die Rentiere wanderten aus den Wäldern im Jerichower Land gen Norden. Während dann vor 7000 Jahren sich im Zerbster Raum die ersten Ackerbauern niederließen, streiften durch das Jerichower Land immer noch die Jäger und Sammler.

Die sesshaften Bauern werden von Historikern Bandkeramiker genannt. Der Grund: Sie haben ihre Keramikgefäße mit Bändern verziert. An Keramik dachte in den feuchten Gebieten des Jerichower Landes da noch niemand - vor allem Fischer waren stetig unterwegs und abhängig von den saisonalen Jagdgründen.

"Hier hielt man noch lange an der Kultur der Jäger fest und war ein paar 100 Jahre hinterher", erklärt Beran. Doch vor 6000 Jahren begannen die Menschen der Region auch mit Ackerbau und Viehzucht - sowie dem Herstellen von Keramikgefäßen. Historiker sprechen von der Trichterbecherkultur. Das Großsteingrab in Körbelitz erinnert an die Jungsteinzeit.

Dass in der Bronzezeit vor rund 4000 Jahren das Jerichower Land belebt war, beweist das Hügelgräber-Feld bei Großwulkow. 2000 Jahre später ließen sich die ersten germanischen Stämme nieder, wie die Hermunduren und die Langobarden. "Langbärte", übersetzt die Museumsleiterin. Und dafür gebe es die ersten schriftlichen Beweise. Der Grund: Die Römer kamen, um zu erobern und hinterließen Aufzeichnungen. "Im Gegensatz zu den gepflegten Römern wirkten die Germanen wild."

Doch das es eine Verständigung zwischen den beiden Kulturen gab, bezeugt das Grab des Germanenfürsten in Gommern. Nachdem das römische Reich zusammengebrochen ist und eine Zeit der Völkerwanderung ausbrach, kamen im 7. Jahrhundert aus dem Osten Slawen in das Jerichower Land. "Daran erinnern all die Ortsnamen, die auf -itz und -ow enden, wie Biederitz und Wulkow", erläutert die Museumsleiterin. Auch die kreisrunden Burgwälle der Slawen sind noch heute, zum Beispiel hinter der Stadtkirche in Jerichow, zu erkennen.

Mit dem Mittelalter werden die Bistümer in Havelberg und Brandenburg gegründet. In Urkunden der Kirche werden erstmalig Orte aus dem Kreis genannt: im Jahr 945 Schartau als Sirtaw, 948 Möckern als Mocrianici. Nach einem letzten Aufstand der Slawen setzte im 12. Jahrhundert die Christianisierung ein. Der Papst führte einen Kreuzzug gegen die Heiden. Norddeutsche, Niederländer und Flamen werden in die Region geholt, um Land zu erschließen und Deiche zu bauen. "Aus dieser Zeit stammen unsere niederdeutschen Begriffe und weil die Flamen hier siedelten, der Name Fläming", so Beran.

Im frühen 12. Jahrhundert war der Magdeburger Erzbischof Norbert von Xanten verantwortlich für die Region. Er hatte in Frankreich den Prämonstratenser-Orden gegründet. Die Anhänger errichteten unter anderem 1133 das Kloster Leitzkau und 1144 das Kloster Jerichow. Von dort aus errichteten die Predigermönche Kirchen in rund acht Dörfern. "Das war die Keimzelle des Jerichower Landes", erklärt die Historikerin. In den Jahren 1354 bis 1449 gab es immer wieder Gebietsstreitigkeiten zwischen dem Erzbischof und dem brandenburgischem Kurfürsten. In diesem Zusammenhang wurde das "Land Jerichow" erstmals erwähnt.

Zu groß für die Verwaltung wurde der Kreis im 18. Jahrhundert. "Plötzlich ging es um Steuern, Verordnungen und Genehmigungen", zählt Beran auf. Aus diesem Grund entstand die Unterteilung in Jerichow I und II, 1950 in die Kreise Genthin und Burg umbenannt. Bis dann 1994 der vereinigte Kreis Jerichower Land gegründet wird. Antonia Beran: "Ich freue mich, dass man sich für diesen Namen entschieden hat, weil er seit dem Mittelalter traditionell gewachsen ist."

Lesen Sie nächsten Dienstag in unserer Serie alles über B wie Bismarck.