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Burger Villa und Zerbener Bauernhof sollen über die Denkmalbörse des Landes verkauft werden "In liebevolle Hände", sonst droht Abriss

15.01.2014, 02:17

Eine Villa in Burg und ein Bauernhof in Zerben: Abzugeben "in liebevolle Hände." Mit der Initiative des Landes werden neue Besitzer für denkmalgeschützte Bauten gesucht. Auch Eigentümer historischer Gemäuer, die Kosten nicht mehr tragen können, sind gefragt.

Burg/Zerben/Magdeburg/Etzelwang l Es muss kein Prinz auf einem weißen Ross sein, der die Villa Krocker und den Bauernhof in Zerben aus dem "Dornröschenschlaf" küsst. Damit die beiden n Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, vor dem Verfall gerettet werden, zählen nicht unbedingt die inneren Werte des Retters, sondern der Inhalt seiner Brieftasche.

Auf den ersten Blick handelt es sich um einen schmalen Taler, der für die großen Gebäude anfällt. Die "Villa Krocker", früheres Wohnhaus des Lederhandschuhmachers Willhelm Krocker und ehemaliger Sitz der Volkshochschule in Burg, bietet für rund 46000 Euro 17 Zimmer auf 436 Quadratmeter. Doch Immobilienmaklerin Erica Jacobeit hat es schwer, die historische Villa in der Bruchstraße 20/21 an den Mann zu bringen. "Die Immobilie steht seit dem Auszug der Kreisvolkshochschule 2011 leer", weiß Sprecher des Landkreises Henry Liebe.

"Einen sechsstelligen Betrag müsste man schon investieren", sagt Jacobeit, die das Gebäude betreut, seit der Landkreis Eigentümer ist. Lage und Preis stimmen bei dem dreigeschössigen Klinkerbau.

Eine Villa für den schmalen Taler?

Eigentlich ein Schnäppchen findet die Maklerin. Wenn nur der Denkmalschutz nicht wäre. Bei allen Renovierungs- und Änderungsanfragen ist die untere Denkmalschutzbehörde zuständig. Mitarbeiter Axel Thiem weiß: "Wer ein denkmalgeschütztes Gebäude kauft, meldet das bei uns an. Alle baulichen Änderungen müssen vorab beantragt werden."

Im Falle der Villa Krocker sollen sich die Veränderungen der "Sachgesamtheit anpassen". Denkmalpfleger Thiem kennt das Gebäude von innen: "Sehr viel des Inventars von 1927 ist noch erhalten. Neue Heizungsleitungen dürften zum Beispiel die Holzvertäfelung nicht zerstören."

Erhalten statt abreißen, verkaufen statt verfallen lassen

Die Initiative "In liebevolle Hände abzugeben" möchte die Leute zum einen dazu animieren, sich ein Herz für den Erhalt von Denkmalen zu nehmen. Zum anderen sollen die "Leichen aus den Kellern geholt werden", sagt der Referent für Denkmalschutz des Landesverwaltungsamtes, Harald Behne, in Magdeburg. Gemeint sind die denkmalgeschützten Gebäude, die die Eigentümer aus finanziellen Gründen nicht vor dem Verfall retten können. Neue Besitzer sollen den Erhalt der wertvollen Bausubstanz ermöglichen. "Wir suchen Leute, die sich bewusst für ein Denkmal entscheiden, um es zu erhalten", sagt Denise Vopel, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamts. Denkmalschutz bewahre Gebäude nicht grundsätzlich vor dem Tod durch die Abrissbirne.

In Burg ereilt das traurige Schicksal bald die unter Denkmalschutz stehenden Häuser der Schulstraße 46 und 47. "Der Abriss musste von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden, weil sie nicht mehr zu retten sind", berichtet Thiem.

Im ganzen Landkreis gibt es ähnliche Trauerfälle zu beklagen. Abriss genehmigt: in Jerichow die Marktstraße 1, in Gommern die Große Gartenstraße 15 oder in Genthin die alte Hagenbrücke.

Vielleicht hätten die Objekte mit der Denkmalbörse erhalten werden können? Die Initiatoren der Aktion möchten auf jeden Fall neue Möglichkeiten finden. So auch für die Burger Villa in der Bruchstraße. Der Landkreis kann den Erhalt finanziell nicht stemmen und sucht mit Hilfe der Maklerin und über das Internetportal der Denkmalbörse einen geeigneten Käufer.

Bauernhof mit Tradition sucht neue Familie

Einen liquiden Neubesitzer für ihr Familienerbe sucht auch Hannelore Blos. Die 77-Jährige kann den Bauernhof in Zerben, der schon seit 1749 in Familienbesitz ist, nicht mehr halten. 2005 hatte sie noch renovieren lassen. Als dann auch der Dachstuhl fällig wurde und sie die Erneuerung selbst bezahlen müsste, entschied sie, dass es reicht. Seit 1952 lebt sie in Baden-Württemberg. Gern, wenn auch selten, kehrt sie in ihre Heimat zurück, um Verwandte und den Hof zu besuchen.

Unter Denkmalschutz steht der Bauernhof mit sechs Zimmern und 3650 Quadratmeter Grundstücksgröße als ältestes Wohnhaus in Zerben. " Ich wünsche mir jemanden, der das Haus in Ordnung hält", sagt die gebürtige Zerbenerin. Also wirklich keinen Prinzen. Platz für Pferde gebe es.

Denkmalbörse Sachsen-Anhalt: http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=28897