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Neun Jugendliche werden derzeit vom Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt zu Forstwirten ausgebildet Zum Arbeitsplatz lieber in den Wald als ins Büro

Von Franziska Ellrich 17.01.2014, 02:20

Es riecht nach frischen Holzspänen, eine Motorsäge brummt zwischen den Kiefern und Nathali Strauch kommt trotz fünf Grad Kälte ins Schwitzen. Bäume fällen hält eben warm. Die 18-Jährige ist angehende Forstwirtin im Bundesforstbetrieb.

Möser l Nathali Strauch ist das einzige Mädchen, das derzeit im Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt zur Forstwirtin ausgebildet wird. Doch das macht der 18-Jährigen überhaupt nichts aus. "Ich mag die körperliche Arbeit, ein Job im Büro wäre nichts für mich", erklärt die Haldensleberin. Seit einem halben Jahr lernt sie an der Seite von acht weiteren Lehrlingen Bäume zu sägen, zu vermessen und einzupflanzen.

Nathali Strauch ist im Internet auf den Bundesforstbetrieb als Ausbilder gestoßen. Jetzt ist sie täglich unter der Anleitung von Forstamtmann Klaus-Dieter Doerks in den Wäldern der Region unterwegs. Eine Fläche von 51 000 Hektar von Altengrabow über Klietz bis in die Altmark bewirtschaftet der Bundesforst in der Region. Die größten Einzelflächen sind die Truppenübungsplätze.

In Altengrabow wurde ein alter Laden der Sowjetstreitkräfte in die Lehrlingswerkstatt umgebaut. Es knistert im Ofen, die Auszubildenden sitzen gerade über ihren Schularbeiten. Regelmäßig müssen sie ihre Arbeit genauestens protokollieren. "Die Arbeit in der Natur ist schöner als die Berufsschulwochen", weiß Eric Erxleben aus Erfahrung. Acht Stunden auf der Schulbank könnten schon mal ziemlich lang werden.

Der 18-Jährige ist im zweiten Lehrjahr. Zwei bis drei Mal im Jahr erstreckt sich ein Berufsschulblock über fünf Wochen in der Außenstelle in Magdeburgerforth. Dort lernen die Auszubildenden alles über den Boden, das Klima und den Rohstoff Holz. "Wir müssen aber auch ganz normale Fächer wie Mathe, Deutsch und Englisch belegen", erklärt Michael Aedtner.

Der 23-Jährige kommt aus Arendsee. Jetzt teilt er sich mit Eric Erxleben aus Gardelegen eine Wohnung in Magdeburgerforth. Beide haben ihre Entscheidung, Forstwirt zu werden, nie bereut. "Anfangs war es ungewohnt sich von der Schule direkt auf die körperliche Arbeit umzustellen", gibt Eric Erxleben zu. Doch die Arbeit am Schreibtisch wäre ganz sicher nichts für ihn.

Was ihm am meisten Spaß macht? Selbstverständlich die Arbeit mit der Motorsäge. Als Eric seine ersten Bäume gefällt hat, sei eine Menge Respekt und sogar ein bisschen Angst mit im Spiel gewesen. Das ist jetzt anders: "Ich weiß genau, worauf ich achten muss und kann die Gefahren einschätzen." Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein erwartet Klaus-Dieter Doerks von seinen Auszubildenden. "Ganz wichtig ist zudem die Naturverbundenheit." Zu diesem Beruf gehöre viel Idealismus.

Dieser lässt die Lehrlinge auch immer wieder neue Holzbänke für Spaziergänger oder Kindergartenkinder bauen - an ihrem überdachten Schlechtwetterarbeitsplatz. Trotz tiefen Temperaturen wird draußen gearbeitet. Kein Problem für Nathali Strauch: "Nach zwei Bäumen ist man warm."

Wer Forstwirt werden will, kann sich bis zum 28. Februar für die Ausbildung beim Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, Friedrich-Ebert-Straße 11 in 39291 Möser, bewerben.