1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Goethepark: Einst eine harmonische Anlage

Gegend um Schartauer Tor in Burg und seine historische Entwicklung Goethepark: Einst eine harmonische Anlage

Der Burger Goethepark mit seinem Brunnen wurde in den vergangenen
Monaten in den medialen Mittelpunkt gerückt. Aber wie sah sie aus, die
Landschaft vor dem Schartauer Tor, als es keinen Bahnhof, Friedhof und
Goethepark gab. Dazu ein historischer Rückblick.

Von Heinz Jericho 21.01.2014, 01:26

Burg l Eine Stadtkarte aus dem Jahre 1806 kann dieses kleine Geheimnis lüften. Wir verlassen unsere Stadt durch das Schartauer Tor und gehen den Weg nach Schartau entlang. Links des Weges, nicht weit von der Stadt, finden wir Rabedings Garten. Rabeding ist Gärtner und Besitzer des Schützenhauses.

Parallel des Weges finden wir die Schießbahnen der Burger Schützengilde. Schauen wir nach rechts, sehen wir zwei Windmühlen. Eine stand einst auf dem Haseloff\'schen Privatfriedhof Ecke Goethepark/Kirchhofstraße, die andere hinter der Schwimmhalle. Noch heute sind die einstigen Mühlenhügel in Resten erhalten. Auf dem Gelände der heutigen Bahn befand sich die Prinz Ferdinand Redout, ein Übungsgelände der hiesigen Garnison. Ansonsten war die Landschaft in dieser Gegend wohl mehr Brach- und Weideland. Als es auf den Kirchhöfen unserer Stadt eng wurde und man kaum noch Platz für Bestattungen fand, wurde kurzerhand der städtische Begräbnisplatz vor dem Schartauer Tor angelegt, ein Haus für den Totengräber errichtet und der Weg vom Schartauer Tor in Richtung Begräbnisplatz gepflastert. Am 16. Februar 1809 erfolgten die ersten Bestattungen auf dem neuen Begräbnisplatz. Ein weiteres Ereignis auf dem Areal vor dem Schartauer Tor war die Anlage eines Turnplatzes, der Bau des Bahnhofs im Jahre 1846 und der Gasanstalt unmittelbar vor dem Bahnhofsgebäude im Jahre 1865.

Am 3. März 1870 wurde vor den Haseloff\'schen Rähmgarten das Denkmal für die Burger Gefallenen des Deutsch-Dänischen Krieges und des Deutsch-Österreichischen Krieges enthüllt und das Umfeld in einen parkähnlichen Zustand versetzt. Es war der Viktoria-Platz. Ein Platz, der an die letzten siegreich geführten Kriege der Deutschen erinnerte. 1891 wird im Tageblatt berichtet, dass der Verschönerungsverein die neuen Anlagen zwischen der Stadt und dem Bahnhof in Angriff genommen hatte. Weiter berichtet die Zeitung: "... Es ist nur noch erforderlich, die Flächen mit Gras zu besähen. Die Lieferung von guter Erde, von Dung und Pflanzmaterial sowie den Löhnen hat 500 Mark erfordert. Am besten kann sich das Publikum nun dadurch dankbar erweisen, daß es die Anlagen unter seinen Schutz nimmt, daß jeder Einzelne es sich zur Pflicht macht, Beschädigungen derselben soviel als möglich zu verhüten. Hoffentlich haben namentlich die Besitzer von Hunden ein Einsehen, in dem sie dort die letzteren möglichst an die Leine zu nehmen oder zu verhindern, daß sie die Anlagen als Tummelplatz benutzen."

Wie man sieht, ein zeitloses Problem. Zwischen dem Turnplatz und so genannten kleinen Exerzierplatz der Garnison wurde das Denkmal von Kaiser Wilhelm 1892 aufgestellt (1941 entfernt). Der Blick des Kaisers schweifte über die exerzierenden Soldaten in Richtung Gasanstalt und dem Bahnhof.

1903 gestaltete der Burger Landschaftsarchitekt Hans Schmidt das Denkmalareal, das nunmehr Kaiser-Wilhelm- Platz hieß. Mit dem Bau der Kasernen am Ausgang der Ackerstraße, der heutigen August-Bebel-Straße, und der Verlegung der Gasanstalt zum Ihlekanal konnten der Exerzierplatz und die alte Gasanstalt in die neue Parkplanung einbezogen werden. Glücklich auch der Umstand, dass die Burgerin Albertine Flickschu erhebliche Mittel zur Verschönerung der Stadt stiftete.

Hans Schmidt übernimmt Planungen

Wieder wurde Hans Schmidt ins Boot geholt. Nach seinen Plänen wurde eine harmonische Parkanlage unter Einbeziehung der Fundamente des Gasometers, aus der eine wunderschöne Brunnenanlage entstand, geschaffen. Die Arbeiten waren 1915 weitgehend beendet, und so konnten sich die Burger bis Anfang der 70er Jahre an Park und Brunnen erfreuen. Mit der Verlegung des Busbahnhofs vom Platz des Friedens zum Bahnhofsvorplatz wurde der Brunnen abgerissen, die Flora fand ihren Platz in den ersten Jahren auf dem Areal des neu gestalteten Busbahnhofs, bis sie ihren neuen Platz auf der Insel im Flickschuteich fand. Einst kam sie im Tross der Roten Armee mit den Gefallenen Rotarmisten 1945 nach Burg. Die toten Sowjetsoldaten fanden ihre Ruhestätte vor dem kleinen Rathaus, bevor sie zum Westfriedhof umgebettet wurden. Die Flora wurde Brunnenfigur im Goethepark.

1997 wurde der Bahnhofsvorplatz total umgestaltet. Der Busbahnhof wurde nun auf das ehemalige Gelände der Vieh-rampe verlegt. Vor dem Bahnhof entstand zur Freude der Burger der Brunnen neu. Aus den Resten der Flora, die aus dem Flickschuteich geborgen wurde, wurde die Figur neu erschaffen und war wieder Mittelpunkt der Brunnenanlage.

Zukünftig wird der Goethepark im Rahmen der Landesgartenschau (Laga) einer Verjüngungskur unterzogen. Sicher wird den Bürgern unserer Stadt im Jahre 2018 eine wunderschöne und gepflegte Parkanlage zur Verfügung stehen - auf historischem Grund mit neuen Ideen.

Wohl auch mit einer neuen Brunnenanlage, die hoffentlich länger Bestand hat als die vielen verschwundenen Wasserspiele unserer Stadt, die oft nur wenige Jahre das Stadtbild verschönten.