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Bundesforstbetrieb beräumt mit dem Landesbetrieb für Bau vier Hektar große Hausmülldeponie in Altengrabow Was von den Russen blieb, ist jetzt entsorgt

Von Franziska Ellrich 30.01.2014, 02:22

300 Tonnen Schrott, 25 Tonnen Altreifen, 22 Tonnen Munition - die russischen Soldaten haben den Wald in Altengrabow als Müllkippe benutzt. Bis zu 40 000 lebten mit ihren Familien auf dem Truppenübungsplatz. Der Bundesforstbetrieb hat sich dem Abfall angenommen - bald soll es auf der Deponie wieder blühen.

Altengrabow l Es ist nur ein großer Haufen Erde. Rainer Aumann bringt er zum Lächeln. Er ist Forstdirektor des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt. 40 000 Kubikmeter Abfall hat der Bundesforst gemeinsam mit dem Landesbetrieb für Bau umgelagert und verdichtet. Mit der Hausmülldeponie Rosenkrug am Truppenübungsplatz Altengrabow wurde jetzt die letzte große Mülldeponie der russischen Streitkräfte beräumt.

Auf viereinhalb Hektar mitten im Wald haben die Russen ihren Hausmüll, Schrott und sogar Munition abgelagert. Heute leben dort rund 60 Soldaten - zu Sowjetzeiten waren es bis zu 40 000. "Da kommt eine Menge Müll zusammen und ich gehe auch davon aus, dass andere die Deponie entdeckt und ihre Sachen hier abgeladen haben", erklärt Aumann.

Als die Soldaten 1994 abzogen, wurde die Deponie geschlossen. Das Landesverwaltungsamt ordnete die Sicherung der Fläche an. Im Jahr 2002 erfolgten dann die ersten Räumarbeiten. Da wurde erst deutlich, wieviel Munition sich auf dem Gelände verbirgt. Das Gebiet musste schnell eingezäunt werden - die Sicherung neu geplant. Kosten: 130 000 Euro. Im Jahr 2011 haben dann die Aufräumarbeiten begonnen. "Wichtig war, dass wir erst einmal mit Baggern einen Graben in der Deponie zogen, um im Querschnitt die Ausmaße zu erkennen", erklärt Harald Goedecke vom Bundesforstbetrieb.

Und die Ausmaße waren groß. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst musste insgesamt 22 Tonnen Munition entsorgen. Zweimal musste auf dem Gelände sogar gesprengt werden - ein Teil der Waffen war nicht transportfähig. "Es waren die ganze Zeit Kampfmittelräumer dabei", sagt Georg Kehrt, der Fachmann vom Landesbetrieb. An seiner Seite verantwortlich: Helmut Aue. "Das Material wurde verlagert und wieder eingebaut", so der Ingenieur.

Jetzt stehen die Messungen aus. Bisher entspricht die Belastung der Deponieklasse eins. Das Grundwasser wird mit zwölf metertiefen Messstellen in der Umgebung regelmäßig geprüft. "Durch den Bauschutt ist das Wasser im Bereich der Deponie geringfügig beeinflusst, die Salzfracht ist leicht erhöht", kennt Aumann die ersten Ergebnisse. Die erhöhten Salzwerte stellen aber keine Gefahr für die Verbraucher dar.

Anfang 2015 soll die Deponie, die jetzt nur noch ein Viertel so groß ist, abgedeckt werden. "Bis dahin muss sich das Material setzen", erklärt Georg Kehrt. Und dann beginnt der Bundesforst mit dem Pflanzen. Rund 30 000 Kiefern könnten im Jahr 2016 Platz im Rosenkrug finden. Insgesamt hat die Beräumung dann 1,8 Millionen Euro gekostet.

Ausgaben, die der Bundesforst erst einmal erwirtschaften muss. Doch im Jahr 2013 lagen die Einnahmen bei mehr als 5,5 Millionen Euro. Die 97 Mitarbeiter im nördlichen Sachsen-Anhalt verwalten die bundeseigenen Liegenschaften - verkaufen Holz und laden ein zur Jagd. Weiterer Schwerpunkt: Es wird aufgeforstet - Unternehmen, die Ausgleichsmaßnahmen leisten müssten, können dem Bundesforst Ökopunkte abkaufen. Aber vor allem ist der Bundesforst Dienstleister der Bundeswehr. Mit einer natürlichen Pufferzone rund um die Truppenübungsplätze wird für einen Brand-, Lärm- und Sichtschutz gesorgt. "Da keine Touristen auf die Plätze dürfen, sind dort viele Biotope mit seltenen Insekten wie dem Hirschkäfer entstanden", sagt der Forstdirektor.